Dresden: Mord an Marwa El-Sherbini:Familie fordert Schmerzensgeld

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Ungenügende Sicherheitsvorkehrungen: Die Familie der ermordeten Ägypterin Marwa El-Sherbini fordert vom Land Sachsen Schmerzensgeld.

Die Familie der in einem Gerichtssaal niedergestochenen Ägypterin Marwa El-Sherbini fordert vom Land Sachsen Schmerzensgeld. Nebenklagevertreter Oliver Wallasch sagte am Rande des Mordprozesses, es gebe entsprechende Gespräche mit dem sächsischen Justizministerium.

Die Attacke von Alex W. auf Marwa El-Sherbini hätte möglicherweise durch verschärfte Sicherheitsmaßnahmen verhindert werden können. (Foto: Foto: dpa)

Dabei gehe es um mögliche Ansprüche auf Entschädigung. Über die Höhe sei aber noch nicht gesprochen worden. Es gehe bei den Gesprächen auch darum, dass der Ehemann der Ermordeten und der kleine Sohn in ihrer wirtschaftlichen und beruflichen Existenz beeinträchtigt worden seien.

Nach einem Bericht der Sächsischen Zeitung begründet die Familie die Forderung damit, dass zum Tatzeitpunkt die Sicherheitsvorkehrungen im Gericht nicht dem bundesweiten Standard entsprochen hätten. Seinerzeit hatte es am Dresdner Landgericht keine Sicherheitskontrollen am Eingang gegeben.

Üblicherweise wurden bis zur Tat besondere Sicherheitsvorkehrungen von der jeweiligen Kammer nur bei Hinweisen auf eine mögliche Gefährdung angeordnet. Der damalige Vorsitzende Richter hatte als Zeuge ausgesagt, dass nichts auf ein solches Verbrechen hingedeutet habe. Weitere Tatzeugen äußerten sich ähnlich.

Wallasch sagte, dass eine staatliche Institution Tatort sei, "macht die Sache besonders". Nähere Angaben zur Begründung der Entschädigungs-Forderung machte er aber nicht.

Entschädigung unabhängig von Prozess

Der Jurist, der in der Frage sowohl die Familie des Opfers als auch die des Witwers vertritt, betonte, mit dem Land Sachsen rede man derzeit "nicht auf juristischer Grundlage", es gehe bislang auch nicht um Verantwortlichkeiten. "Wir tauschen derzeit Auffassungen aus", sagte er.

Auch über konkrete Zahlen sei noch nicht geredet worden. Die Gespräche sind nach Wallaschs Angaben bereits seit längerem im Fluss und würden derzeit "etwas konkreter". Der Anwalt betonte, dass das Thema einer Entschädigung unabhängig vom derzeit laufenden Strafprozess behandelt werde.

In dem Prozess angeklagt ist der 28-jährige Alex W. Ihm wird vorgeworfen, die 31-jährige Muslimin am 1. Juli während einer Gerichtsverhandlung im Landgericht mit 16 Messerstichen getötet und ihren Mann, der sie schützen wollte, lebensgefährlich verletzt zu haben.

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