Donald Trump:Wie ein Sektenführer

Je näher die Niederlage rückt, desto mehr radikalisiert sich Trump. Wie ein Sektenführer wiegelt er seine Anhänger auf.

Von Sacha Batthyany

Jetzt, da Donald Trumps Umfragewerte sinken und er auch innerhalb der Partei an Rückhalt verliert, packt er die ganz wilden Verschwörungstheorien aus. Hillary Clinton sei krank und benötige Aufputschmittel; sie treffe sich mit internationalen Banken und arbeite an der Zerstörung der amerikanischen Souveränität; der ganze Staat sei korrupt und das System manipuliert.

Trump versucht der amerikanischen Demokratie das rechtsstaatliche Fundament zu entziehen. Je näher die Niederlage rückt, desto heftiger schlägt er um sich, desto verwegener wird die Suche nach den "wahren Gründen". Dass ein Kandidat wie Trump nicht einfach leise abtritt, war vorauszusehen, denn dann müsste er eingestehen, verloren zu haben, was in seinem Wortschatz nicht vorkommt. Wie ein Sektenführer beschwört er seine Anhänger und wiegelt sie, so kurz vor dem Ende, noch einmal richtig auf. Er radikalisiert sie, wenn er von der "letzten Chance" für dieses Land spricht, als stünde Amerika vor der Apokalypse. Bereits tragen einige seiner Fans T-Shirts mit der Aufschrift: "Nur Trump kann die Menschheit retten". Der ehemalige Immobilienspekulant ist jetzt plötzlich so etwas wie ihr Messias.

Trump sorgt mit seiner Legende der gefälschten Wahl dafür, dass im November nicht einfach alles vorbei ist. Er wird einen Weg finden, auch aus der Niederlage Profit zu schlagen. Denn um dieses eine Wort dreht sich sein ganzes Leben.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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