Koordinierte Angriffe in Afghanistan:Taliban beschießen deutsche Botschaft in Kabul

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Aufständische haben das Diplomatenviertel in Kabul angegriffen. Im Viertel Wasir Akbar Chan gab es mehrere Explosionen, schweres Maschinengewehrfeuer war zu hören. Bei der koordinierten Anschlagserie ist auch die deutsche Botschaft angegriffen worden. Die Taliban bekennen sich - und nennen die Angriffe den Anfang ihrer "Frühjahrsoffensive".

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts bestätigte am Sonntag, es habe auf dem Gelände der Vertretung Beschädigungen gegeben, jedoch keine Verletzten. Im Kabuler Diplomatenviertel heulten Alarmsirenen, während aus mehreren Teilen der Stadt Schüsse und Explosionen zu hören waren. Eine Granate schlug in ein Gebäude ein, das von britischen Diplomaten benutzt wurde. Die Angreifer schossen zudem eine Rakete auf das Parlamentsgebäude, wie ein Sprecher mitteilte. Zudem sei die russische Botschaft angegriffen worden. Soweit ersichtlich seien aber keine Diplomaten zu Schaden gekommen. Nach Polizeiangaben wurde in Kabul ein Angreifer getötet.

Kabul: Gefechte im Diplomatenviertel (Foto: AFP)

Örtlichen Medien zufolge stürmten bewaffnete Männer das Star Hotel. Weitere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.

Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu den Angriffen und nannten die deutschen und britischen Botschaften sowie das Nato-Hauptquartier als die wichtigsten Ziele. Ihre Kämpfer seien auch in anderen Teilen des Landes im Einsatz, hieß es. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte der Nachrichtenagentur dpa, Dutzende Kämpfer seien an den Operationen beteiligt. Die Angriffe markierten den Beginn der Frühjahrsoffensive der Taliban gegen die ausländischen Truppen und die afghanischen Sicherheitskräfte.

Zu Gefechten kam es auch in der Nähe des Parlaments im Westen der Stadt. Auch außerhalb der afghanischen Hauptstadt haben bewaffnete Aufständische am Sonntag verschiedene Ziele angegriffen. Mehrere Menschen seien verletzt worden, als sich zwei Selbstmordattentäter am Flughafen von Dschalalabad, der Hauptstadt der Provinz Nangarhar, in die Luft gesprengt hätten, teilte die Polizei mit. Zwei weitere mit Sprengstoff ausgerüstete Angreifer seien durch die Explosionen verletzt und dann festgenommen worden. Den Angaben zufolge wurden die vier Männer aufgehalten, als sie auf das Flughafengelände, auf dem sich auch ein Nato-Stützpunkt befindet, eindringen wollten.

In der ebenfalls im Osten Afghanistans gelegenen Stadt Gardes, Hauptstadt der Provinz Paktia, griffen mehrere Aufständische ein Ausbildungslager der Polizei an, wie ein Behördenvertreter vor Ort sagte. Von einem nahen Gebäude aus hätten sie mit Maschinengewehren auf die Einrichtung gefeuert. Wahrscheinlich seien auch hier einige der Angreifer mit mit Sprengstoff ausgerüstet gewesen, sagte der Vertreter. Zwei Studenten der nahen Universität und zwei weitere Zivilisten seien verletzt worden.

Nach Angaben der Behörden griffen Aufständische außerdem Ziele in Pul-e-Alam, der Hauptstadt der Provinz Logar an. Alle drei Provinzen liegen im umkämpften Osten des Landes.

In den vergangenen Monaten hat es in Afghanistan immer wieder Anschläge gegeben. Die ausländischen Kampftruppen sollen bis Ende 2014 abziehen.

© Reuters/dapd/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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