Diesel:Dreistes Manöver

Die Autokonzerne drücken sich vor ihrer Verantwortung.

Von Markus Balser

Für Deutschlands Autohersteller wird es ungemütlich: Mit jedem Tag wächst das Misstrauen gegenüber einer Antriebsart, die zugesagte Umweltversprechen nicht einhalten kann. Der Absatz des einstigen Verkaufsschlagers Diesel sinkt Monat für Monat, schließlich drohen sogar Fahrverbote in deutschen Städten. Die Wende soll nun der Autogipfel von Konzernen und Politik Anfang August in Berlin bringen. Die Branche kündigte am Dienstag dafür eine große Lösung an: die weitreichende Umrüstung älterer Euro-5-Modelle. Doch tatsächlich würde es sich bei dem Plan wohl nur um das kleinste denkbare Übel für die Autoindustrie handeln. Eine Nachrüstung auch von modernen Euro-6-Fahrzeugen, wie sie von Baden-Württemberg ins Spiel gebracht wurde, ist nicht geplant. Auch der Einbau von Katalysatoren, die den Ausstoß nicht nur um 50, sondern gar um 90 Prozent senken könnten, wäre vom Tisch.

Dass die Branche dennoch versucht, die Kosten für den Umbau wenigstens teilweise auf die Kunden abzuschieben, ist dreist. Klar ist bislang nur, dass die Hersteller die Kosten der Software tragen wollen, nicht aber die der Werkstatt. Noch immer fehlt es offenbar an Bewusstsein dafür, wer die Verantwortung für den Umweltskandal trägt. Statt auf Fahrverbote zu schimpfen, sollten die Hersteller ihren Kunden entgegenkommen und endlich wahre Werte liefern.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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