Dienstwagen der Europäischen Kommission:Man fährt deutsch

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Deutsche Luxuswagen sind bei den EU-Kommissaren sehr beliebt. Die S-Klasse von Mercedes steht ind er Gunst ganz oben, (Foto: AFP)

Ob die S-Klasse von Mercedes, der A8 von Audi oder der 7er-BMW: Deutsche Luxuskarossen sind beliebt in Brüssel. Alle 29 Dienstwagen der EU-Kommissare kommen aus Deutschland. Das wird wohl auch so bleiben. Ein Maserati als Dienstwagen wurde bereits abgelehnt.

Von Cerstin Gammelin, Brüssel

Welches Auto passt zu mir? Diese Frage stellen sich auch die Kommissare und Kommissarinnen der EU. Auf dem VIP-Parkplatz des Berlaymont, dem Gebäude der Europäischen Kommission, ist das Resultat der Überlegungen zu besichtigen. Man fährt deutsch.

Auf dem Parkplatz sieht es praktisch seit drei Jahren so aus wie gerade auf europäischen Fußballplätzen. Deutsche Marken dominieren. 29 Wagen hat der Fuhrpark der Behörde speziell für die Chefs, einen für jeden der 26 Kommissare, einen für den Präsidenten und zwei für den Fall, dass eine Luxuskarosse ausfällt. Alle 29 Wagen sind deutsche Marken. Man könnte auch sagen, die deutschen Autokonzerne haben den VIP-Bürokraten-Markt in Brüssel zu einhundert Prozent erobert.

Es sind auch nicht irgendwelche Volkswagen, die in Brüssel gefahren werden. Mercedes dominiert mit der S-Klasse, gefolgt von Audi mit dem A8 und dem 7er-BMW. Und es gibt einen einzigen ökologisch präsentablen Wagen: den Mercedes E als Hybridversion.

Ob Klimakommissarin Connie Hedegaard oder Umweltkommissar Janez Potocnik die Öko-Version bestellt haben, muss ein Geheimnis bleiben. Aus Sicherheitsgründen, wie die Behörde sagt. Nur so viel wird verraten. Die Britin Catherine Ashton, Hohe Beauftragte für Außen- und Sicherheitspolitik, wird in einem gepanzerten Wagen chauffiert.

Früher gab es mehr Vielfalt

Altgediente Beamte erzählen, dass die deutsche Vorherrschaft im VIP-Fuhrpark erst vor wenigen Jahren begonnen hat. Früher, so erzählen sie, fuhren die Kommissare und Kommissarinnen, in deren Ländern Luxuswagen hergestellt wurden, meist ihre heimische Marke. Früher, da hatten die Italiener ihre Lancias, die Franzosen ihre Citroëns, Peugeots, Renaults und die Briten den Jaguar.

Man erzählt sich, dass der erste Präsident der Montanunion, Jean Monnet, den legendären Citroën DS fuhr. Der erste Kommissar aus dem Vereinigten Königreich, Sir Christopher Soames, wurde im Rolls Royce gesichtet - damals ein britisches Auto. Einer der Nachfolger, Leon Brittan, der 1989 Kommissar wurde, wählte einen Jaguar. Es waren die Zeiten, erzählen sie wehmütig in Brüssel, als in Großbritannien noch richtige Autos gebaut und Fußballweltmeisterschaften gewonnen wurden.

Maseratis sind nicht erlaubt

Monatlich bis zu 2000 Euro dürfen die Herrschaften an Leasinggebühren ausgeben. Und das letzte Wort bei der Wahl des Wagens obliegt dem Präsidenten der Behörde. Das bekam der Brite Peter Mandelson zu spüren. Der frühere Kommissar wollte auf die italienische Marke Maserati umsteigen, durfte dann aber wegen des Vetos des Kommissionspräsidenten bloß einen Jaguar fahren.

Dass die deutschen Nobelmarken demnächst Marktanteile abgeben müssen, ist nicht zu befürchten. Eine kurze Umfrage unter Politikern in Brüssel förderte seltene Einmütigkeit zutage: Keiner in Europa baut so schöne große Autos wie die Deutschen. Und auch die Klimaziele stehen den Wagen nicht im Wege. Zwar gilt für neue Autos in Europa ein Grenzwert von durchschnittlich 120 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer. Die EU-Kommission hat sich jedoch für ihren Fuhrpark einen eigenen Grenzwert gesetzt, der deutlich darüber liegt und zu den schweren Limousinen passt.

© SZ vom 27.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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