Deutsche Post:Schwere Last, gleicher Lohn

Das Unternehmen schafft die Klassengesellschaft unter den Paketboten ab. Gut so! Bis aber alle Paketdienste ihre Fahrer zu fairen Bedingungen beschäftigen, ist noch viel zu tun. Gelingen kann das wohl nur, wenn die Kunden mehr zahlen.

Von Benedikt Müller

Die Deutsche Post schafft ihre Billigtöchter ab: 13 000 Paketboten wechseln im Sommer in den Haustarifvertrag des früheren Staatskonzerns, die Zweiklassengesellschaft unter Post-Zustellern hat ein Ende. Das ist gerecht und verdient, es ist aber auch schlicht die Folge ökonomischer Zwänge: In Zeiten der Rekordbeschäftigung finden sich kaum billige Tarifbeschäftigte für einen Knochenjob wie den des Paketfahrers. Die Branche muss höhere Löhne zahlen, folglich kann sich die Post den Aufwand 46 regionaler Gesellschaften sparen und alle Boten wieder gleich bezahlen. Gut so.

Freilich hat der Konzern auch künftig Konkurrenten, die viele Subunternehmer beauftragen. Sie heuern mitunter Tausende Beschäftigte aus dem Ausland an; viele kennen ihre Rechte hierzulande nicht und schuften für den vermeintlichen Gratisversand frei Haus. Hier sind Behörden wie der Zoll gefordert, die Einhaltung des Mindestlohns und der Arbeitszeitgesetze zu kontrollieren. Hier erwägt der Bund zu Recht, Paketdienste für die Arbeitsbedingungen ihrer Partner haftbar zu machen.

Wenn das gelingt, werden auch Kunden im Onlinehandel spüren, dass eine ordentliche Zustellung niemals kostenlos sein kann. Und erst dann kann die beschämende Klassengesellschaft der Paketfahrer zu Ende gehen. Der Weg bis dahin ist noch weit.

© SZ vom 28.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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