Griechenland:Demonstranten in Athen werfen Brandsätze auf Polizei

Seit dem Zugunglück gibt es in Athen täglich wütende Proteste. Die Polizei wurde bereits wiederholt angegriffen. (Foto: Louisa Gouliamaki/afp)

Seit dem schweren Zugunglück mit mehr als 50 Toten kommt es in Griechenland täglich zu Protesten. Linke Gruppen und Bahnangestellte fordern bessere Sicherheitsstandards.

Am Sonntag ist es am Rande einer Demonstration in Athen zu Ausschreitungen gekommen. Seit dem schweren Zugunglück am Dienstag gehen in Griechenland täglich Menschen auf die Straße, um der Toten zu gedenken und von der Regierung höhere Sicherheitsstandards zu fordern.

In Athen warf dabei eine kleine Gruppe von Demonstranten Brandsätze auf die Polizei. Diese setzte Tränengas und Blendgranaten ein, bevor sich die Gruppe in umliegende Seitenstraßen zerstreute. Etwa 10 000 Studenten, Bahnangestellte und Mitglieder von linken Parteien nahestehenden Gruppen hatten sich in der griechischen Hauptstadt versammelt. "Dieses Verbrechen wird nicht vergessen", riefen sie, als schwarze Luftballons aufstiegen. Auf einem Plakat war zu lesen: "Ihre Politik kostet Leben." Es war bereits zuvor zu Krawallen gekommen. Am Donnerstagabend schleuderten Autonome in Athen und Thessaloniki Brandflaschen auf die Polizei.

Am Dienstag hatte sich das bisher schwerste Zugunglück in der Geschichte Griechenlands ereignet, als ein Intercity mit rund 350 Personen und ein entgegenkommender Güterzug frontal zusammenstießen. Die Tragödie geschah nahe der Stadt Larisa, auf dem Weg zwischen Athen und Thessaloniki. 57 Menschen kamen ums Leben, zahlreiche wurden verletzt. Seither kommt es täglich landesweit zu Protestveranstaltungen. Bahnmitarbeiter legen abwechselnd die Arbeit nieder, um gegen Sicherheitsmängel zu protestieren. Sie werfen der Politik vor, jahrelang Forderungen nach technischen Verbesserungen ignoriert zu haben.

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis entschuldigte sich am Sonntag bei den Angehörigen der Opfer auf Facebook, macht aber grundsätzlich menschliches Versagen für das Unglück verantwortlich. Das solle aber nicht von der Verantwortung für ein marodes Bahnsystem ablenken, schrieb er weiter.

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Von Tobias Zick

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