Die regierenden Sozialdemokraten brechen in den Großstädten ein, die rechtspopulistische Dänische Volkspartei DF halbiert ihren Stimmenanteil - und in der Gemeinde Tønder wird erstmals ein Angehöriger der deutschen Minderheit zum Bürgermeister gewählt: Die am Dienstag abgehaltenen Kommunalwahlen in Dänemark hatten es in sich.
Nominell größter Verlierer ist die Dänische Volkspartei (DF), deren Stimmenanteil von 8,7 Prozent auf 4,1 Prozent absackte, sie verlor viele Wähler an die ebenfalls rechtspopulistischen, moderner auftretenden Neuen Bürgerlichen. DF-Parteivorsitzender Thulesen Dahl bot noch am Mittwoch seinen Rücktritt an. Auf Landesebene zusetzen aber werden die Wahlergebnisse vor allem der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, die sich nun "in der schlimmsten Krise" ihrer Amtszeit befindet, wie der öffentlich-rechtliche Sender DR meint. Die Zeitung Berlingske nennt die Wahlergebnisse eine "gewaltige Ohrfeige" für die Regierungspartei.
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Die Sozialdemokraten bleiben mit knapp 28 Prozent weiterhin stärkste Partei im Land, haben aber erneut einen Rückgang von landesweit knapp vier Prozentpunkte zu verkraften. In überraschend großer Zahl kehren die Wähler in den großen Städten ihnen den Rücken zu: In den vier größten Städten des Landes verloren die Sozialdemokraten jeweils um die zehn Prozent der Stimmen. In Kopenhagen kassierten sie gar eine historische Niederlage - erstmals wurden sie mit 17,3 Prozent nur zweitstärkste Kraft hinter der rot-grünen Einheitsliste, die auf 24,6 Prozent kommt. Dass die Sozialdemokraten in der Hauptstadt mit Sophie Hæstorp Andersen weiterhin die Bürgermeisterin stellen dürfen, verdanken sie allein der Tatsache, dass die bürgerlichen Parteien Andersen auf den Posten helfen.
Die Kommentatoren sind sich weitgehend einig, dass die Sozialdemokraten in den Städten damit die Quittung erhalten für ihre Politik, die sich unter Mette Frederiksen mehr der Stimmungen des konservativeren Hinterlandes annahm. 2019 noch hatte ihr diese Strategie den Wahlsieg bei den Parlamentswahlen verschafft.
Faustdicke Überraschung in Tønder
Eine faustdicke Überraschung war die Wahl in der Gemeinde Tønder nahe der dänisch-deutschen Grenze. Dort wird der 58-jährige Landwirt Jørgen Popp Petersen von der Schleswigschen Partei neuer Bürgermeister: Petersen gehe damit "in die Geschichtsbücher ein", schrieb die Zeitung Jyllands-Posten, erstmals im Land wird ein Angehöriger der deutschen Minderheit zum Bürgermeister gewählt. Von einer "Sensation" spricht auch der Nordschleswiger, die Zeitung der deutschen Minderheit in der Region. Petersen profitierte bei der Wahl von der Spaltung der Liberalen, die bislang die größte Fraktion in Tønder gestellt hatten. Seine Schleswigsche Partei wurde zwar nur viertstärkste Kraft, fünf andere Parteien aber erklärten ihre Unterstützung für Jørgen Popp Petersen als neuer Bürgermeister.