CSU:Entoderweder

Die Partei beschimpft die Kanzlerin, die für sie die Wahl gewinnen soll.

Von Nico Fried

You can't have your cake and eat it; so lautet ein englisches Sprichwort. Man kann einen Kuchen nicht essen und behalten. Der Kuchen, der die CSU vor diese Alternative stellt, ist - natürlich im streng übertragenen Sinne - Angela Merkel, wobei die Kuchen-Metapher eine gewisse Berechtigung daraus bezieht, dass die CSU Merkel im letzten Wahlkampf noch zum Fressen gern hatte, aber deren Flüchtlingspolitik der bayerischen Schwester mittlerweile auf den Magen schlägt.

Nach dem Terroranschlag von Berlin gab es bekanntlich aus der CSU von Horst Seehofer abwärts einige Forderungen nach einer Neujustierung der Zuwanderungs- und Sicherheitspolitik, nach einer 180-Grad-Wende, nach schärferen Gesetzen und nach dem Eingeständnis einer verfehlten Flüchtlingspolitik. Kurz darauf aber schoben Seehofer und andere CSU-Politiker hinterher, damit hätten sie mitnichten die Kanzlerin kritisiert. Da fragt man sich natürlich, wer denn sonst an erster Stelle die von der CSU inkriminierte Politik verantwortet.

Die CSU (und Teile der CDU) stecken in einer Falle fest wie Rosinen im Rührteig: Sie wollen, dass die Kanzlerin als Person für sie die Wahl gewinnt, aber sie wollen zugleich, dass diese Kanzlerin ihre Politik revidiert. Im Deutschen gibt es für das Kuchen-Sprichwort eine simple Formel: Entweder oder. Nur die CSU glaubt, sie könne das zu einem diffusen Entoderweder verquirlen.

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: