Schweiz:Ein sanfter Lockdown

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Lockdown nach Schweizer Art: Zoos und Museen müssen schließen, Läden und Skifahrer, hier in Engelberg, können unter Auflagen offen bleiben. (Foto: Urs Flueeler/dpa)

Restaurants und Kinos schließen, Läden und Skigebiete bleiben offen.

Von Isabel Pfaff, Bern

In der Schweiz gelten ab kommenden Dienstag bis 22. Januar verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Wie Vertreter der Regierung, des Bundesrats, am Freitag mitteilten, müssen nun im ganzen Land die Restaurants schließen. Auch Kultur- und Freizeiteinrichtungen wie Kinos, Museen, Bibliotheken und Zoos müssen dichtmachen, ebenso Sportanlagen. Offen bleiben dürfen dagegen unter bestimmten Bedingungen die Läden, zumindest bis 19 Uhr - und auch die Skigebiete. Dabei gilt: Die 26 Kantone können durchaus härtere Maßnahmen verhängen, wenn sie es für nötig erachten. Mit Luzern, Schwyz, Nidwalden, Obwalden und Zug haben fünf Kantone am Freitag entschieden, ihre Skigebiete über Weihnachten zu schließen. Im Aargau müssen die Läden ab Montag schließen.

Abgesehen von den kantonalen Verschärfungen aber bleibt der Bundesrat auch nach den neuesten Beschlüssen bei seinem bisherigen, eher sanften Mittelweg - obwohl sich die Stimmen im Land mehren, die schweizweit einen harten Lockdown fordern. Die Regierung lässt sogar Ausnahmen bei den Verschärfungen zu, wenn Kantone eine günstige epidemiologische Entwicklung aufweisen - wie einige Kantone in der Romandie, die schon früh das öffentliche Leben heruntergefahren haben und jetzt besser dastehen als die Deutschschweiz.

Die Zahl der Todesfälle ist um fast 50 Prozent höher als sonst

Dabei ist das gesamtschweizerische Infektionsgeschehen alarmierend: Im Verhältnis zur Bevölkerung sind die Zahlen hoch. Die täglich bestätigten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern im Sieben-Tage-Schnitt liegen im Moment bei knapp 50 Fällen - in Deutschland bei gut 28. Auch sterben im Moment in der Schweiz deutlich mehr Menschen als normalerweise zu dieser Jahreszeit; die Zahl der Todesfälle war etwa Ende November um fast 50 Prozent höher als der Schnitt der vorigen fünf Jahre. In vielen Kantonen sind die Krankenhäuser am Ende ihrer Kapazitäten. Graubünden startete dem Zürcher Tagesanzeiger zufolge vor Kurzem sogar den Versuch, verunglückte Skifahrer nicht mehr in den eigenen Kliniken, sondern in deren Herkunftskantonen behandeln zu lassen - erfolglos, denn auch die anderen Kantone sind überlastet.

In dieser Lage hoffen natürlich auch die Schweizer auf einen Impfstoff. Just an diesem Samstag kam schließlich die ersehnte Mitteilung der Arzneimittelbehörde Swissmedic: Man habe dem Vakzin des Mainzer Unternehmens Biontech und dessen US-Partner Pfizer eine Zulassung erteilt - und zwar eine ordentliche, keine Notfallzulassung. Vor wenigen Tagen haben die Schweizer Behörden auch einen Impfplan vorgelegt: Demnach kommen zuerst besonders gefährdete Personen dran, das Gesundheitspersonal und Menschen in Heimen mit hohem Infektionsrisiko.

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