Corona:Jedem seinen Test

Nicht nur die Urlauber sollten sich untersuchen lassen dürfen.

Von Rainer Stadler

Gesundheitsminister Jens Spahn hat entschieden, die Kosten für Corona-Tests von Reiserückkehrern aus Steuern zu zahlen. Daran wurde Kritik laut. Warum müsse die Allgemeinheit dafür aufkommen, hieß es, wer Geld für Auslandsreisen habe, solle den Test anschließend gefälligst selbst übernehmen. Die Kritik ist verständlich, greift aber zu kurz.

Das Virus ist noch lange nicht besiegt. Tests sind das Mittel der Wahl, um zu verhindern, dass sich lokale Infektionsherde übers ganze Land verbreiten. Wer immer Verdacht hegt, sich angesteckt zu haben, sollte sich testen lassen können - und zwar kostenlos. Schließlich profitiert die Allgemeinheit von jeder Infektion, die auf diese Weise erkannt wird. Ein zweiter Lockdown käme ungleich teurer.

Trotzdem muss sich Spahn fragen lassen, warum er die Gratistests erst eingeführt hat, als die Reisesaison schon voll im Gange war. Und warum er nur Gefahren sieht, die in Barcelona oder Belgrad lauern. Als seien Partys am Münchner Eisbach, Fahrten in einer vollen Berliner U-Bahn oder der Aufenthalt in den bald wieder gut besuchten Büros, Schulen und Kindergärten in Deutschland weniger riskant. Vor Wochen mahnte der Gesundheitsminister, lieber zu viel zu testen als zu wenig. Dafür gilt es, jetzt aber auch die Voraussetzungen zu schaffen: also Tests für alle, all inclusive.

© SZ vom 31.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: