Corona-Impfstoffe:London jubelt, Brüssel prüft

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Soeben für Großbritannien zugelassen: der Corona-Impfstoff von Astra Zeneca. (Foto: David Himbert/Imago)

Während Großbritannien dem Impfstoff von Astra Zeneca die Zulassung erteilt, liegt der EU noch nicht mal ein Antrag vor. Das Verfahren dürfte noch länger dauern als bei Biontech.

Von Karoline Meta Beisel, Brüssel

Der Impfstoff ist günstig, muss nicht aufwendig kühl gehalten werden und entfaltet seinen Schutz schon 14 Tage nach der Impfung. Es sei "brillant, das Jahr 2020 mit einem solchen Moment der Hoffnung zu beenden", freute sich der britische Gesundheitsminister Matt Hancock am Mittwoch. Am Morgen hatte die zuständige Behörde für Medizinprodukte den Impfstoff der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astra Zeneca für Großbritannien zugelassen. Am 4. Januar sollen die Impfungen mit dem neuen Mittel beginnen. "Das sind wirklich fantastische Neuigkeiten und ein Triumph für die britische Wissenschaft", schrieb Premier Boris Johnson auf Twitter. 2021 will Astra Zeneca weltweit bis zu drei Milliarden Impfdosen bereitstellen - genug für anderthalb Milliarden Menschen.

Damit kommt Großbritannien schon zum zweiten Mal der Zulassung eines Impfstoffs in der EU zuvor. Im Dezember hatten die britischen Behörden bereits dem Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer eine Notfallzulassung erteilt, während die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) noch prüfte. In der EU konnte erst gut zwei Wochen später, am zweiten Weihnachtsfeiertag, mit den Impfungen begonnen werden.

Beim Impfstoff von Astra Zeneca dürfte nun sogar noch mehr Zeit ins Land gehen, bis dieser Stoff auch in Festlandeuropa verimpft werden kann. Die EMA teilte am Mittwoch mit, seit Anfang Oktober prüfe man Daten, die während der Entwicklung des Stoffs gewonnen wurden. Über die Weihnachtstage habe man zusätzliche Daten erhalten, die nun ebenfalls geprüft würden. So könne die "Bewertung eines etwaigen Antrags auf Zulassung" beschleunigt werden.

EMA-Direktor Noël Wathion hatte der belgischen Zeitung Het Nieuwsblad zuvor gesagt, bislang habe Astra Zeneca in der EU noch nicht einmal einen entsprechenden Antrag gestellt. Das mache es unwahrscheinlich, dass eine Genehmigung bereits im Januar erteilt werden könne. "Wir benötigen zusätzliche Daten zur Qualität des Impfstoffs. Danach muss das Unternehmen einen formellen Antrag stellen", sagte Wathion.

Die EMA verweist auf die unterschiedlichen Prüfverfahren

Außerdem wies die Behörde erneut auf die Unterschiede im Prüfverfahren hin: Während in Großbritannien eine Notfallfreigabe erfolgt sei, die auf weniger Daten beruhe und jederzeit zurückgenommen werden könne, müssten die Unternehmen für die Marktzulassungsentscheidung der EMA mehr Daten zur Verfügung stellen und die Impfstoffe weitere Checks durchlaufen. Die unterschiedlichen Prüfverfahren waren bereits bei dem Impfstoff von Biontech ein Grund für das etwas langsamere Tempo in der EU gewesen.

Wenn der Astra-Zeneca-Impfstoff auch von der EMA eine Freigabe erhalten sollte, könnten die Auslieferungen allerdings schnell beginnen: Als Teil ihres Impfstoff-Portfolios hatte die EU-Kommission bereits Mitte August 400 Millionen Impfdosen bei Astra Zeneca bestellt. Der nächste Impfstoff, der in der EU zugelassen wird, dürfte aber jener des Unternehmens Moderna sein. Für diesen hat die EMA als mögliches Freigabedatum den 6. Januar avisiert. Auch von diesem Stoff hat die EU-Kommission im November bereits 160 Millionen Dosen bestellt.

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