Corona-Bonds:Der Name verrät die Absicht

Die Maßnahme wäre zeitlich befristet und zweckgebunden - und sie ist wichtig, um die europäischen Staaten durch die Krise zu bringen. Die grundsätzlichen Einwände dagegen mögen im Prinzip richtig sein - im konkreten Fall sind sie falsch.

Von Marc Beise

Häufig lässt sich in der Politik schon an der Bezeichnung von Maßnahmen ablesen, was mit ihnen bezweckt ist; manchmal ist das etwas ganz anderes, als die Akteure öffentlich beteuern. Im Fall der europäischen Anleihen, über deren Einführung zwischen den Euro-Staaten so heftig gestritten wird, ist das anders: Der Unterschied zwischen Euro-Bonds und Corona-Bonds ist buchstäblich auf den ersten Blick zu erkennen.

Beide Begriffe beschreiben eine Maßnahme, bei der sich die Euro-Gemeinschaft als Gruppe Geld an den internationalen Finanzmärkten besorgt: einer für alle, alle für einen. Als Euro-Bonds ist das ein Instrument, das bei der Einführung der Gemeinschaftswährung nicht vorgesehen war, und zwar aus guten Gründen: Jeder Staat sollte eigenverantwortlich wirtschaften. Als Corona-Bonds gilt die Hilfe der Bewältigung einer außergewöhnlichen, gemeinsam erlittenen Not. Jetzt geht es nicht mehr um gute und schlechte Finanzpolitik, sondern um die Rettung von Staaten und letztlich eines gemeinsamen Europas. Deshalb sind Corona-Bonds sinnvoll - als zeitlich befristete Maßnahme, die sich aus genau dieser Krise ergeben. Alle grundsätzlichen Argumente gegen Euro-Bonds, wie sie vor allem in Deutschland vorgebracht werden, sind im Prinzip richtig - und im konkreten Fall doch falsch.

© SZ vom 08.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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