China:Peking modernisiert seine Streitkräfte

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Staatschef Xi Jinping will die Schlagkraft von Marine und Luftwaffe stärken. Während der größten Militärparade in der Geschichte der Volksrepublik betont er aber, sein Land strebe keine Vorherrschaft an.

Von Kai Strittmatter, Peking

Chinas Volksbefreiungsarmee steht vor einer großen Reform: Sie soll schlanker, moderner und schlagkräftiger werden. Partei- und Staatschef Xi Jinping verkündete am Donnerstag die Reduzierung um 300 000 Soldaten. In seiner Rede bei der größten Militärparade in der Geschichte der Volksrepublik China sagte er zudem, China strebe nicht "nach Hegemonie" und arbeite für den Frieden. Offiziell feierte China den 70. Jahrestag der Kapitulation Japans. Gleichzeitig war die Parade eine Schau seiner militärischen Macht, genau beobachtet von den Anrainerstaaten am Süd- und Ostchinesischen Meer. Dort haben in den vergangenen zwei Jahren Territorialstreitigkeiten zugenommen.

Chinas Armee ist mit einer Truppenstärke von derzeit 2,3 Millionen Soldaten die größte der Welt. Truppenreduzierungen gab es mehrmals in den zurückliegenden Jahrzehnten, noch 1985 waren mehr als vier Millionen Soldaten unter Waffen. Chinas Verteidigungsministerium erklärte am Donnerstag, die 300 000 Mann sollten bis 2017 entlassen werden. Gleichzeitig wolle man die "Struktur des Militärs" reformieren, um dieses effektiver zu machen. Details wurden noch nicht bekannt. Offenbar sollen jedoch vor allem die Marine und die Luftstreitkräfte gestärkt werden, auf Kosten der traditionell dominanten Landstreitkräfte. Die Hongkonger Presse zitierte in den vergangenen Tagen zudem aus angeblichen Pekinger Reformpapieren, in denen eine starke Vernetzung der bislang oft isoliert voneinander operierenden Teilstreitkräfte vorgesehen ist.

Chinas Militärausgaben wuchsen im vergangenen Jahrzehnt jeweils zweistellig, im Haushalt für dieses Jahr sind umgerechnet 124 Milliarden Euro für die Armee eingeplant. Damit liegt China noch immer weit hinter den USA, deren Streitkräfte auf mehr als das Vierfache kommen. Allerdings fließen in China auch viele Investitionen ins Militär am Budget vorbei.

Die offenbar geplante neue Konzentration auf Marine und Luftstreitkräfte käme nicht überraschend, da Chinas Aufmerksamkeit mehr denn je dem Süd- und dem Ostchinesischen Meer gilt. Im Südchinesischen Meer baute die Marine zuletzt an mehreren künstlichen Inseln, die Chinas Ansprüche auf Gebiete untermauern sollen, die auch von Nachbarstaaten beansprucht werden. Bei der Militärparade konzentrierten sich Beobachter aus dem Ausland nun vor allem auf eine Rakete von besonderer Kraft: den erstmals in der Öffentlichkeit vorgeführten Flugkörper DF-21D, der offenbar in der Lage ist, auch Flugzeugträger zu versenken, was für die USA ein Grund großer Besorgnis wäre.

Unter Parteichef Xi Jinping tritt China zunehmend offensiv auf. Sein "Chinesischer Traum" ist der Traum einer Rückkehr Chinas zu alter Großmachtstärke, die Stärkung der Armee ist eines seiner zentralen Anliegen. Xi hat mehr Einfluss und Verbündete in der Armee als noch sein Vorgänger Hu Jintao. Die Militärparade am Donnerstag sei auch eine "Demonstration der Loyalität" des Militärs zu Xi, wurde ein hochrangiger Offizier in der Volkszeitung zitiert.

© SZ vom 04.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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