China:Gefahr für alle

Die Probleme Pekings bedrohen die Weltkonjunktur.

Von Claus Hulverscheidt

Die Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Beschäftigtenzahl eilt von Rekord zu Rekord. Selten konnte sich eine Bundesregierung beim Blick auf die Konjunkturlage so entspannt zurücklehnen wie gegenwärtig.

Was dabei gern ausgeblendet wird, ist, dass Deutschland immer mehr zu einer Wohlstandsinsel in einem Ozean aus Verunsicherung und wachsenden ökonomischen Risiken wird. Im großen Rest der Euro-Zone ist die Entwicklung laut Zentralbank EZB "enttäuschend". In den USA wächst die Wirtschaft zwar, aber längst nicht so dynamisch wie bei früheren Aufschwüngen. Und in China?

Von keinem Land gehen derzeit so große Gefahren für die Weltkonjunktur aus wie von der kapitalistischen Volksrepublik. Die Hektik, mit der Peking versucht, die Dinge in den Griff zu bekommen und den Jahrzehnte währenden Wirtschaftsboom am Leben zu erhalten, zeugt von der Tiefe der Probleme. Sollte der Rettungseinsatz misslingen, würde kein Industriestaat davon so hart getroffen wie der tönerne Exportriese Deutschland.

Statt die Chinesen als Währungsmanipulanten zu beschimpfen (was schon deshalb peinlich ist, weil der jüngste Abwertungswettlauf von der EZB gestartet wurde), sollten die Regierungschefs der 20 führenden Industrienationen (G 20) lieber die Frage diskutieren, wie eine abgestimmte Reaktion auf die globale Konjunkturschwäche aussehen könnte. Gelingt das nicht, könnte bald auch die Insel Deutschland im Meer versinken.

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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