China:Fast 60 000 Corona-Fälle

Lesezeit: 2 min

Die Zahl der Ansteckungen hat sich binnen weniger Tage versiebenfacht, auch Todesfälle nehmen deutlich zu. Behörden begründen den drastischen Anstieg mit einer neuen Zählweise.

Von Karoline Meta Beisel und Christoph Giesen, Brüssel/Taipeh

Leere Straßen, große Angst: Im chinesischen Yichang versucht man, des Coronavirus mit Ausgangssperren und Desinfektionsmitteln Herr zu werden. (Foto: China Daily/Reuters)

In China hat sich die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten drastisch erhöht. Fast 15 000 neue Fälle wurden gemeldet, wie die chinesische Gesundheitskommission am Donnerstag in Peking mitteilte.

Im Vergleich zu den Tagen zuvor hat sich die Zahl der Ansteckungen versiebenfacht, landesweit stieg die Zahl der Fälle auf fast 60 000. Allein in der schwer betroffenen zentralchinesischen Provinz Hubei erhöhte sich die Zahl der offiziell erfassten Infektionen um mehr als 14 800 auf 48 200. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle in China hat sich im Vergleich zum Vortag mehr als verdoppelt, inzwischen sind also mehr als 1300 Tote zu beklagen. Auch in Japan gibt es nun ein erstes Opfer. Eine 80-jährige Frau aus der Präfektur Kanagawa ist an den Folgen des Virus gestorben.

Der Grund für diesen sprunghaften Anstieg in China sind den Behörden zufolge neue Methoden bei der Erfassung. Bisher war ein Test für eine offizielle Bestätigung nötig. Nun reicht auch eine klinische Diagnose aus, bei der anhand von Symptomen, einer Computertomografie und der epidemiologischen Vorgeschichte eines Patienten die Krankheit festgestellt wird. Viele der konventionellen Tests stellten sich als fehlerhaft heraus, zudem reichen offenbar in der Provinz Hubei die Laborkapazitäten nicht aus, um alle Verdachtsfälle zu überprüfen.

Auch die WHO teilte mit, der sprunghafte Anstieg bedeute nicht, dass sich plötzlich viel mehr Menschen mit dem neuen Coronavirus infiziert haben.

Etwa zwei Monate nach dem Ausbruch der Epidemie gab es weitere politische Konsequenzen: Die Parteichefs sowohl der Provinz Hubei als auch deren Hauptstadt Wuhan wurden abgelöst, wie chinesische Staatsmedien berichteten. Zuletzt war die Kritik an der langsamen Reaktion der Behörden immer lauter geworden. Der Parteichef der Provinz, Jiang Chaoliang, wurde durch Shanghais Bürgermeister Ying Yong ersetzt, der als Schützling von Staats- und Parteichef Xi Jinping gilt. In Wuhan wurde der städtische Parteichef Ma Guoqiang durch den bisherigen Parteichef der Metropole Jinan in der Provinz Shandong abgelöst. Bereits am Dienstag waren die Chefs der Gesundheitskommission in Hubei entlassen worden.

In Brüssel trafen sich am Donnerstagvormittag die Gesundheitsminister der EU, um die europäische Reaktion auf den Ausbruch zu besprechen. Man wolle auch weiterhin eng mit der WHO zusammenarbeiten, etwa bei der Frage, ob die EU betroffene Länder mit weniger starkem Gesundheitssystem finanziell unterstützen könne. Auf Anregung der Bundesregierung einigten sich die Minister auch darauf, dass es künftig einfacher sein soll, Reisende aus betroffenen Regionen zu befragen, ob sie mit Infizierten Kontakt hatten.

Insgesamt sei die Reaktion der EU auf den Ausbruch bisher "angemessen" gewesen, sagte der kroatische Gesundheitsminister Vili Beroš, der das Treffen leitete. "Wenn sich die Situation ändert, werden wir weitere Schritte einleiten", sagte er. Auch eine mögliche Schließung des Schengenraums für Reisende aus China könne dann Thema werden.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: