CDU:Wunderbarer Wettbewerb

Der Demokratie nutzt das offene Rennen.

Von Stefan Braun

Die Suche nach einem CDU-Chef und einem Kanzlerkandidaten droht für die Union zu einer wunderbar chaotischen Geschichte zu werden. Was ist darüber nicht alles spekuliert worden. In einer ersten Phase der Pandemie hieß es, nun hätten nur noch jene eine Chance, die an zentraler Stelle die Krise managen würden. Inzwischen hört man häufiger das gegenteilige Argument. So hätten erst Armin Laschet, dann Jens Spahn und jetzt Markus Söder Schrammen abbekommen, die sie vielleicht nicht mehr los würden. Und nun?

Jetzt zeigt sich, dass auch die vermeintlich Besten Fehler machen. Und es bewahrheitet sich, dass alle Spekulation verfrüht war. Der CDU-Vorsitzende wird im Lichte der Lage und der Hoffnungen im Spätherbst bestimmt - und nicht einen Moment früher. Das sollte der CDU-Führung, so es sie noch gibt, den Mut geben, nicht über Hilfskonstrukte, Frühabsprachen und vorzeitige Einigungen nachzudenken, sondern das zu organisieren, was Demokratie ausmacht: den Wettbewerb.

Ja, das ist risikoreich, weil man nicht alles kontrollieren und wegen Corona nicht alles machen kann. Aber das Argument, mit dem Wettbewerb drohe die Spaltung, darf keines sein. Sonst müsste man befürchten, dass in der CDU das Herzstück der Demokratie bedroht ist: Wahlniederlagen anzuerkennen.

© SZ vom 17.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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