CDU:Entscheidung im Dreikampf

Lesezeit: 2 min

Nach 18 Jahren endet an diesem Freitag die Ära Merkel als Vorsitzende der CDU. Prominente Parteimitglieder mahnen zur Geschlossenheit - egal wer gewinnt.

Von Nico Fried, Hamburg

Die CDU steht vor einem historischen Einschnitt: 18 Jahre und acht Monate nach ihrer ersten Wahl zur Parteivorsitzenden gibt Angela Merkel, 64, an diesem Freitag in ihrer Geburtsstadt Hamburg dieses Amt auf. Im Kampf um die Nachfolge kandidieren bislang Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, der frühere Fraktionschef Friedrich Merz und Gesundheitsminister Jens Spahn. Es ist aber möglich, dass während des Parteitags weitere Bewerber vorgeschlagen werden. Nach Kritik von Wirtschaftsminister Peter Altmaier an der Wahlempfehlung von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble für Merz wuchs die Sorge um den künftigen Umgang zwischen Sieger und Verlierern sowie ihren jeweiligen Lagern.

Schäuble hatte sich am Dienstag für Merz ausgesprochen. Altmaier reagierte darauf am Donnerstag mit Kritik: Schäubles Vorstoß habe ihn überrascht und gewundert, sagte Altmaier der Rheinischen Post. Er selbst habe eine Präferenz für Kramp-Karrenbauer, die er bislang aus Respekt vor den Delegierten nicht öffentlich geäußert habe. "Da Wolfgang Schäuble nun den Damm gebrochen hat, kann ich sagen: Ich bin überzeugt, dass wir mit Annegret Kramp-Karrenbauer die beste Chance haben, die CDU zu einen und Wahlen zu gewinnen." Altmaier kommt wie Kramp-Karrenbauer aus dem Saarland.

Andere prominente CDU-Politiker kritisierten Schäuble zwar nicht direkt, vermieden es aber, anders als er, sich ebenfalls auf einen Kandidaten festzulegen. Die stellvertretende Parteivorsitzende Julia Klöckner aus Rheinland-Pfalz sagte, Empfehlungen seien nicht hilfreich: "Ich finde, wir sollten diese Diskussion, die auch bei mir im Landesverband sehr intensiv ist, und diesen Schwung nicht einfach durch eine Ansage von oben abbremsen." Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus kündigte an, er werde sich "auch weiterhin öffentlich zurückhalten". Wichtig sei, dass die CDU zusammengehalten werde - egal wer den Vorsitz übernehme.

Die scheidende Vorsitzende Merkel, die als Unterstützerin Kramp-Karrenbauers gilt, vermied weiter jede öffentliche Positionierung. "Das ist Demokratie pur, wenn Auswahl besteht", sagte sie während der traditionellen Besichtigung der Parteitagshalle am Donnerstag in Hamburg. "Und den Rest werden die Delegierten entscheiden." Auch die Kandidaten selbst bemühten sich um Gelassenheit, mahnten aber auch den Zusammenhalt der CDU an. Für Jens Spahn, dem nur Außenseiterchancen eingeräumt werden, ist es "das gute Recht jedes Delegierten zu sagen, für wen man stimmen will und auch warum. Das gehört zu solch einem Verfahren dazu." Entscheidend sei, dass niemand beschädigt werde und die CDU danach genauso geschlossen und gut weitermachen könne wie bisher, sagte Spahn dem Sender Phoenix.

Nach Kramp-Karrenbauers Meinung sind die Zeiten, "in denen man Delegierten über noch so prominente Unterstützung sagen konnte, was sie zu tun haben", vorbei. Es bestehe aber "nach dem Parteitag die große Aufgabe, die CDU zusammenzuhalten". Auch Merz sagte der Bild, sein Ziel sei es, "dass der Zusammenhalt in unserer Partei gestärkt wird".

© SZ vom 07.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: