Carstensen über Simonis:"Das ist ein Abgang, der ihrer Leistung nicht würdig war"

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CDU-Kandidat Peter Harry Carstensen über seine politische Gegnerin Heide Simonis, den Wahlkrimi von Kiel und die Zukunft in einer möglichen Großen Koalition.

Interview: Oliver Das Gupta

sueddeutsche.de: Herr Carstensen, Hand aufs Herz: Sie wurden gestern genauso vom Verlauf des Nachmittags überrascht wie alle anderen, oder?

Peter Harry Carstensen (Foto: Foto: ddp)

Carstensen: Ich hatte mir zwar eine Chance ausgerechnet, aber keine große. Insofern war das auch für mich ein Krimi. Das hat einen bewegt, man bleibt nicht unberührt bei so einer Geschichte.

sueddeutsche.de: Was empfinden Sie jetzt: Genugtuung, ausgleichende Gerechtigkeit?

Carstensen: Das ist nicht mein Empfinden. Ich bin ja angetreten, um ein Zeichen zu setzen. Nämlich ein Zeichen, dass wir die Tür offen halten für Gespräche. Wir brauchen bei den riesigen Problemen, die wir in Schleswig-Holstein haben, eine funktionierende, verantwortungsvolle Koalition. Das Konstrukt, dass sich gestern anstellte, durchzukommen, wäre nicht gut für Schleswig-Holstein gewesen.

sueddeutsche.de: Und wie viel Mitgefühl haben Sie mit Heide Simonis? Ein Abweichler, der seine Meinung öffentlich leugnet, aber dann bei einer anonymen Wahl "zuschlägt" ist doch für jede Partei mehr als ärgerlich.

Carstensen: Das ist eine Sache, die die SPD zu bewerten hat, nicht ich. Allerdings habe ich persönlich außerordentlich viel Mitgefühl mit Frau Simonis. Man ist unmenschlich mit ihr umgegangen, als man sie auch noch in den vierten Wahlgang geschickt hat. Das ist ein Abgang, der ihrer Leistung nicht würdig war.

sueddeutsche.de: Sie sprechen davon, dass man Frau Simonis geschickt hätte. Meinen Sie damit Landes- oder Bundes-SPD?

Carstensen: Das kann ich nicht sagen. Aber ich höre, dass dort gedrängt worden ist. Was hätte die arme Frau tun sollen, wenn sie denn nun gewonnen hätte. Sie wäre eine Ministerpräsidentin geworden die ohne Reputation da gestanden hätte. Man hat sie demontiert, das hat sie nicht verdient.

sueddeutsche.de: Sie bieten der SPD eine große Koalition an. Angenommen, das klappt, wie werden Sie sich dann im Bundesrat verhalten?

Carstensen: Das ist eine Frage, die wir in den Verhandlungen mit der SPD zu regeln haben.

sueddeutsche.de: Gewänne die CDU in NRW und würden Sie sich nicht auf eine Enthaltung im Bundesrat festlegen, könnte die Union in der Länderkammer alle Bundesgesetze blockieren.

Carstensen: Ich bitte mal um Entschuldigung, aber am 20. Februar wurde gewählt und da hat es Wahlergebnisse gegeben. Diese Wahlergebnisse sind schwierig für Schleswig-Holstein, sie hätten etwas eindeutiger sein können. Sie führten dazu, dass wir gestern den Tag so erleben mussten. Und sie führten auch dazu, dass wir neue Verhandlungen haben werden. Diese Verhandlungen werden dann auch zeigen, wie wir uns im Bundesrat verhalten.

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