Burkina Faso:Putschisten lenken ein

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Die Vermittler deuten eine Einigung nach dem Staatsstreich des Militärs an. Bei Demonstrationen kommen mindestens zehn Menschen ums Leben.

Nach dem Militärputsch im westafrikanischen Burkina Faso haben sich die Putschisten offenbar bereit erklärt, eine zivile Regierung einzusetzen. Der gestürzte Präsident Michel Kafando solle zurückkehren, sagte der vermittelnde Staatschef des Nachbarlandes Benin, Thomas Boni Yayi, einem Bericht des Nachrichtenportals Le Faso zufolge am Sonntag. Putschistenführer Gilbert Diendéré selbst erklärte: "Ich habe nie gesagt, dass ich an der Macht bleiben werde." Bereits am Samstag hatten Yayi und Senegals Präsident Macky Sall, der bei den Gesprächen mit allen Parteien ebenfalls als Vermittler aufgetreten war, eine "gute Entscheidung" angekündigt.

Bei dem Putsch am Mittwoch hatten Soldaten der Präsidialgarde den amtierenden Präsident Kafando und Mitglieder der Übergangsregierung festgenommen. Am Donnerstag wurde Militärmachthaber Gilbert Diendéré zum neuen Präsidenten erklärt. Diendéré war Kommandeur der Präsidentengarde des früheren Staatschefs Blaise Compaoré, der vor knapp einem Jahr nach Massenprotesten außer Landes geflohen war. Sein autoritäres Regime hatte das Land 27 Jahre lang regiert. Die Übergangsregierung bereitete für den 11. Oktober Neuwahlen vor, bei denen viele von Compaorés Anhängern nicht kandidieren sollten.

Die überwiegend jungen Demonstranten riefen: "Heimat oder Tod!"

In der Hauptstadt Ouagadougou kam es nach dem Putsch am Wochenende zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Gegner des Putsches blockierten Straßen mit brennenden Reifen. Mindestens zehn Menschen kamen ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Am Sonntag wurden Teile der Innenstadt abgesperrt. Gegner des Putsches aber auch Anhänger von General Diendéré zogen zum Hotel, wo die Vermittlungen stattfanden, wie der französische Auslandssender RFI berichtete. Die überwiegend jungen Putschgegner riefen "Heimat oder Tod!" und forderten unter anderem die Absetzung von General Diendéré sowie seines selbst ernannten Nationalrats und die Rückkehr der Übergangsregierung von Präsident Kafando.

Der Staatsstreich in einem der ärmsten Länder der Welt wurde international verurteilt. Die Afrikanische Union (AU) hob nach dem Putsch die Mitgliedschaft Burkina Fasos auf. Die Afrikanische Union drohte zudem mit Sanktionen, falls die Putschisten nicht innerhalb von vier Tagen abtreten sollten. Eine entsprechende Resolution hatte der Friedens- und Sicherheitsrat der Organisation am Freitagabend verabschiedet.

© SZ vom 21.09.2015 / AP, Kir - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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