Bundeswehr in Afghanistan:Afghanische Wirklichkeit konterkariert Berlins Pläne

2014 soll die Bundeswehr aus Afghanistan abziehen und die Verantwortung übergeben. Die Hoffnung: Bis dahin herrschen halbwegs solide Verhältnisse. Doch davon ist die Lage derzeit weit entfernt - und mit dem Tod eines KSK-Soldaten kehrt die Sorge zurück, dass die Heimkehr der Soldaten am Ende wie eine Flucht wirken könnte.

Ein Kommentar von Nico Fried, Berlin

Es ist besonders tragisch, dass der deutsche Soldat, der jetzt in Afghanistan starb, erst getroffen wurde, als das eigentliche Gefecht schon beendet zu sein schien. Der Mann war dabei, mit anderen Kräften den Schaden zu inspizieren, den ein Luftbombardement zuvor in den Reihen des Feindes angerichtet hatte.

So steht dieses traurige Ereignis auch symbolhaft für zwölf Jahre Kampf in Afghanistan: Es ist nicht vorbei, auch wenn es vorbei zu sein scheint.

Fast zwei Jahre lang war kein deutscher Soldat in Afghanistan getötet worden. Das war die Statistik, die Planungen für einen Abzug begleitete und von Tag zu Tag mehr legitimierte. Gleichwohl suggeriert der geplante Abzug Ende 2014 eine Solidität der Verhältnisse, von der die afghanische Wirklichkeit weit entfernt ist.

Gewiss, für all das, was bis dahin zu tun ist, bleibt noch Zeit, mehr als ein Jahr. Aber angesichts der Ergebnisse, die in den vielen Jahren zuvor erzielt wurden, mag die Skepsis nicht weichen. Die Bundesregierung ist dem bereits mit der Ankündigung begegnet, auch 2015 noch mehrere Hundert Soldaten im Land zu lassen.

Mit dem Tod des KSK-Soldaten kehrt nun zwangsläufig die Sorge zurück, dass die Voraussetzungen in Afghanistan die Entscheidungen in Berlin konterkarieren; dass die Übergabe der Verantwortung am Ende doch nur wirkt wie eine Flucht, weil einmal mehr nicht vorbei ist, was vorbei zu sein schien.

© SZ vom 06.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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