Bundeswehr:Fast jeder Vierte bricht den Wehrdienst ab

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Die Zahl der Wehrdienstleistenden, die vorzeitig aus dem Dienst ausscheiden, bleibt problematisch hoch. Nur ein geringer Prozentsatz wird von Seiten der Bundeswehr entlassen, die große Mehrheit bricht den Dienst selbst ab. Laut Verteidigungsminister de Maizière sind falsche Vorstellungen von der Bundeswehr der Hauptgrund für die hohe Abbrecherquote.

Mehr als ein Viertel der freiwillig Wehrdienstleistenden scheidet vorzeitig wieder aus der Bundeswehr aus. Von den ersten etwa 10.000 Männern und Frauen, die sich nach dem Aussetzen der Wehrpflicht im vergangenen Jahr für durchschnittlich 15 Monate verpflichteten, brachen 24 Prozent ihren Dienst ab. Weitere drei Prozent wurden laut Statistik des Verteidigungsministeriums in der Probezeit von der Bundeswehr entlassen. Damit liegt die Abbrecherquote deutlich höher als beim zivilen Bundesfreiwilligendienst mit etwa 15 Prozent.

Die Wehrpflicht war zum 1. Juli 2011 ausgesetzt worden. Für den neuen freiwilligen Wehrdienst wurden bis Januar 10.600 Männer und Frauen rekrutiert. Für die 1500, die im April diesen Jahres folgten, ist noch keine Abbrecherquote bekannt. Das Verteidigungsministerium geht aber davon aus, dass zurzeit noch 8500 Wehrdienstleistende tätig sind, die nach dem Ende der Wehrpflicht eingestellt wurden.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte 5000 bis 15.000 freiwillig Wehrdienstleistende als Zielmarke ausgegeben. Mit der Bilanz nach einem knappen Jahr zeigte sich der CDU-Politiker zufrieden, nannte die Abbrecherquote aber problematisch. "Die Vorstellungen mancher junger Leute sind da vielleicht etwas naiv", sagte er der Rheinischen Post. "Einige Rekruten überrascht es offenbar, dass sie morgens mit geputzten Stiefeln zum Dienst erscheinen sollen, in einer Stube mit mehreren Soldaten schlafen oder dass sie nur in der Raucherpause rauchen dürfen."

Im vergangenen Dezember hatte die Bundeswehr die Abbrecherquote sogar noch mit 28 Prozent angegeben. Darunter waren den Angaben zufolge allerdings in der zweiten Jahreshälfte 2011 viele Abiturienten, die sich parallel um einen Studienplatz beworben hatten. Im März hatte de Maizière dann von einer Quote oberhalb von 20 Prozent gesprochen.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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