Bundestagswahl:Unentschieden

Auf die Unentschlossenen setzt Martin Schulz in wackerem Kampf.

Von Kurt Kister

Was denn nun? Kurz vor der Wahl sieht das eine Institut die SPD bei 20 und die Union bei 37 Prozent; das andere meldet 23 respektive 36 Prozent. Das sind unterschiedliche Zahlen, gewiss. Der Trend aber ist seit Wochen derselbe: Die Union liegt deutlich vor der SPD; für die SPD scheinen 25 Prozent eine kaum zu nehmende Hürde zu sein. Die kleineren Parteien von der Rechten bis zur Linken tummeln sich jeweils um die zehn Prozent; bei den Grünen ist die Neigung zur Talfahrt ausgeprägt.

Trotzdem ist das Rennen noch nicht gelaufen. Einerseits bekunden fast drei Viertel der Wähler starkes Interesse an der Wahl. Andererseits ist die Zahl jener, die sich noch nicht entschieden haben, ziemlich groß. Auf letztere setzt Martin Schulz in seinem wackeren Kampf. Ihm bleibt wenig anderes übrig, auch weil sich der Anteil der SPD-Stammwählerschaft ganz unabhängig vom jeweiligen Spitzenkandidaten in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren deutlich reduziert hat. Dies ist das Strukturproblem der SPD.

Weil im Zentrum der Wahl auch letztmals Angela Merkel steht, sind die Aussichten der Rechten, also der AfD, relativ gut. Viele Protestwähler werden sich nicht von dem provokativen Geschwätz und der Zerstrittenheit etlicher AfD-Kandidaten und Funktionäre abschrecken lassen, sondern weniger für die AfD als vielmehr gegen Merkel und die da oben stimmen. Dies könnte bedeuten, dass die AfD als drittstärkste Fraktion in den Bundestag einzieht.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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