Bundestag:Porträts: Die sechs neuen Bundestagsvizepräsidenten

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Berlin (dpa) - Der 18. Deutsche Bundestag hat in seiner ersten Sitzung am Dienstag sechs Stellvertreter von Bundestagspräsident Norbert Lammert gewählt - vier Frauen und zwei Männer:

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Berlin (dpa) - Der 18. Deutsche Bundestag hat in seiner ersten Sitzung am Dienstag sechs Stellvertreter von Bundestagspräsident Norbert Lammert gewählt - vier Frauen und zwei Männer:

EDELGARD BULMAHN (62) - SPD: Die frühere Bundesforschungs- und Bildungsministerin hat als Kandidatin im Wahlkreis Stadt Hannover II eine prominente Konkurrentin geschlagen - Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Bulmahn setzt sich für soziale Gerechtigkeit und gleiche Bildungschancen ein. Die Studienrätin ist seit 1969 in der SPD, Mitglied des Bundestags ist sie seit 1987. Von 1998 bis 2003 war sie SPD-Landeschefin in Niedersachsen - als Nachfolgerin Gerhard Schröders, der Kanzler wurde. Bulmahn setzte sich nun erst in einer SPD-internen Kampfabstimmung als Kandidatin durch. Bei der Wahl im Bundestag erhielt sie dann mit 534 Ja-Stimmen das beste Ergebnis.

ULLA SCHMIDT (64) - SPD: Von 2001 bis 2009 war die SPD-Politikerin Gesundheitsministerin. Am Ende musste sie sich dafür rechtfertigen, dass sie für kleinere dienstliche Termine ihren Dienstwagen in einen Spanien-Urlaub bestellt hatte. Im Amt hatte sie Proteste von Ärzten und Pflegern, Kassen und politischen Gegnern überstanden. Mit Charme, Raffinesse und Fachwissen prägte die Aachenerin mit dem rheinischen Tonfall das schwierige Ressort. Als alleinerziehende Mutter, Lehrerin für Lernbehinderte und Frau mit kommunistischer Vergangenheit lernte sie, sich durchzuboxen. 2010 wurde sie Mitglied der Parlamentarischen Versammlung der Nato und im Bundestagskulturausschuss.

PETRA PAU (50) - LINKE: Die Linke-Politikerin hat schon Erfahrung im leitenden Gremium des Parlaments: Sie war bereits in den beiden vergangenen Wahlperioden Vizepräsidentin. Sie gehört dem Bundestag seit 1998 an. In ihrer zweiten Legislaturperiode hielt sie zusammen mit Parteifreundin Gesine Lötzsch allein die Stellung - beide saßen als Fraktionslose ganz am Rande des Parlaments. Bei der jüngsten Bundestagswahl holte die Politikerin, die sich unter anderem für Bürgerrechte einsetzt, erneut das Direktmandat in ihrem Wahlkreis Berlin Marzahn-Hellersdorf. In Berlin war sie zwischen 1992 und 2001 Landeschefin der damaligen PDS.

CLAUDIA ROTH (58) - GRÜNE: Herz, Seele oder Mutter der Grünen - so wurde die Politikerin genannt, die mehr als elf Jahre an der Spitze ihrer Partei stand. Sie war Außenpolitikerin, Menschenrechtsexpertin, engagierte sich für Kulturpolitik, Minderheiten und Demokratiefragen. In Flüchtlingslagern traf sie ebenso den Ton wie im Fußballstadion. Viele Verbindungen hat die frühere Managerin der Rockband „Ton Steine Scherben“ in den Kulturbereich. Von der Grünen-Spitze wollte sie schon abtreten, nachdem sie bei einer Urwahl der Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl nur 26 Prozent bekommen hatte, wurde aber nach einer Welle der Unterstützung im Internet (Candy-Storm) umgestimmt. Bei der Wahl der Vizepräsidenten erzielte Roth mit 415 Ja-Stimmen das schlechteste Ergebnis.

PETER HINTZE (63) - CDU: Hintze gehört zum kleinen Kreis der CDU- Politiker, die Kanzlerin Angela Merkel lange kennen und ihr Vertrauen genießen. Von 1992 bis 1998 war er Generalsekretär der CDU. Nach der Niederlage der Union 1998 folgte Merkel ihm in diesem Amt. Seit 2005 ist er Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Dem Bundestag gehört Hintze bereits seit 23 Jahren an. Vor seiner politischen Karriere war er evangelischer Pfarrer in Königswinter. Hintze ist ein oft gut gelaunter Rheinländer mit Spaß an Ironie. Er gilt als warmherzig. Der Christdemokrat ist ein überzeugter Europäer, zieht Strippen hinter den Kulissen und kann schweigen.

JOHANNES SINGHAMMER (60) - CSU: Der Vater von sechs Kindern war in der vergangenen Wahlperiode als stellvertretender Unionsfraktionschef unter anderem für Gesundheit zuständig. Er setzte sich für eine soziale, aber auch wirtschaftsfreundliche Ausgestaltung der Gesundheitspolitik ein. Singhammer zeigte dabei ein ausgleichendes Wesen, scheute aber auch Konflikte mit dem FDP-geführten Fachressort nicht. Der Jurist und Katholik aus München mag Sport, ist begeisterter Radler und singt im Männerchor. In München setzte er sich unter anderem erfolgreich für die Freigabe eines Bundeswehr- Übungsgeländes als Naherholungsfläche ein.

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