Bundestag:Aleppo, Essen, Stuttgart

Lesezeit: 3 min

Leidenschaftlich verteidigt Angela Merkel ihre Flüchtlingspolitik. Was in Syrien passiere, wirke direkt in den Alltag deutscher Städte. Ein Ultimatum richtet die Kanzlerin an Ungarn, die Slowakei und Polen.

Von Cerstin Gammelin, Berlin

Ob es Absicht war oder nicht, muss an dieser Stelle ungeklärt bleiben. Fest steht jedoch, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch im Bundestag an den ehemaligen Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) erinnerte. Struck hatte im Jahre 2002 mit seiner Auffassung, wonach die "Sicherheit Deutschlands auch am Hindukusch verteidigt" werde, beträchtlichen Staub aufgewirbelt, weil er damit einen Paradigmenwechsel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik nach dem Ende des Ost-West-Konflikts kundtat. Merkel wiederum leitete die zunehmend leidenschaftlich vorgetragenen Erklärungen ihres Flüchtlingskonzepts mit den Worten ein, dass "wir" viele Jahre lang über Kriege und Flüchtlinge gehört und gelesen hätten, "aber nicht verstanden haben, dass das, was in Aleppo passiert, für Essen und Stuttgart relevant sein kann". Wie damals Struck stellte Merkel unmissverständlich klar, dass das, was jenseits deutscher Landesgrenzen stattfindet, sehr wohl das tägliche Leben der Bundesbürger beeinflusst. Merkels Worte bedeuten, in praktisches Handeln übersetzt: Wir müssen die Fluchtursachen vor Ort bekämpfen, statt uns einzumauern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: