Bundesregierung:Im Zweifel schweigen

Kanzlerin Merkel und ihre Minister wollen den Bürgern die Hoffnung nicht nehmen und müssen dennoch immer wieder deutlich warnen. Warum Krisenkommunikation sich auf einem schmalen Grat bewegt und dabei immer wieder manches schiefgeht.

Von Stefan Braun

Kommunikation ist nicht einfach, erst recht nicht in Krisenzeiten. Das musste zuletzt Angela Merkels Kanzleramtsminister erleben. Kaum hatte Helge Braun letzte Woche erklärt, nach Ende der Beschränkungen würden junge Leute als Erste wieder ins normale Leben zurückkehren, interpretierten das viele als Signal, dass die Maßnahmen bald gelockert würden. Prompt sah sich die Kanzlerin gezwungen, ihren Minister zurückzupfeifen: Bis jetzt gebe es keinen Grund, die Regeln aufzuweichen. Zu groß war ihre Furcht, den Menschen könnte die Disziplin abhandenkommen.

Das Hin und Her aus dem Kanzleramt ist nicht gut gewesen. Es hat verwirrt und könnte das Vertrauen ins Krisenmanagement schwächen. Wichtiger aber ist etwas anderes. Hier wurde allen vor Augen geführt, wie schwierig es ist, den Menschen ein bisschen Hoffnung mit auf den Weg zu geben, ohne über Entspannung zu reden. Hoffnung und Warnung, beides ist wichtig, der Grat dazwischen ist schmal. Das macht die Kommunikation so schwierig.

Wenn Armin Laschet, Peter Altmaier und Olaf Scholz wie am Wochenende geschehen nun laut über das Leben nach der Krise nachdenken, dann tun sie das Richtige: Sie geben Hoffnung. Sie müssen nur präzise bleiben in ihrer Botschaft. Diese Zukunft wird erst möglich sein, wenn der größte Kampf vorbei ist.

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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