Bürgerkrieg in Syrien:Sieben Mitarbeiter einer Hilfsorganisation entführt

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Sie waren auf dem Rückweg von einer Arzneimittel-Lieferung: Sieben Helfer vom Roten Halbmond wurden im Norden Syriens in ihren Fahrzeugen angegriffen und verschleppt. Das bestätigt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.

Im Norden Syriens sind mehrere Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) entführt worden. Bewaffnete "Terroristen" hätten die Helfer in ihre Gewalt gebracht, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Das IKRK bestätigte, dass insgesamt sieben Mitarbeiter der Partnerorganisation Roter Halbmond in der Provinz Idlib entführt worden seien.

Eine IKRK-Sprecherin erklärte, das Team habe am Vormittag die Stadt Idlib verlassen. Es sei in vier Fahrzeugen unterwegs gewesen, die mit dem Logo der Organisation gekennzeichnet waren. Zuvor hatten sich die Helfer in der Region demnach einen Überblick über die Lage in den Kliniken verschafft und Arzneimittel geliefert. Sie seien am Sonntag auf dem Rückweg nach Damaskus gewesen. Die Angreifer sollen zunächst die Fahrzeuge der Hilfsorganisation unter Beschuss genommen und später die Mitarbeiter verschleppt haben.

Ein IKRK-Sprecher betonte, die Identität der Entführer sei noch unklar. Die Organisation fordere die "sofortige, bedingungslose und sichere Freilassung" ihrer Mitarbeiter. Es würden alle Kanäle genutzt "um herauszufinden, was geschehen ist, und sie heil zurückzubringen". Zur Staatsangehörigkeit der Entführten machte der Sprecher keine Angaben.

Die Hilfsorganisation sei auf beiden Seiten der Front zwischen der Regierungsarmee des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und den Rebellen aktiv, um humanitäre Hilfe zu leisten, sagte Watson. "Diese Art von Vorfällen kann unsere Fähigkeit untergraben, die Hilfsbedürftigen zu erreichen." Im August hatte das IKRK mitgeteilt, dass bis dahin 22 Mitarbeiter im syrischen Bürgerkrieg ums Leben gekommen seien.

Am Wochenende kamen mehr als 200 Menschen ums Leben

Das Töten im Bürgerkriegsland geht unterdessen weiter. Nach Angaben von Aktivisten kamen am Wochenende bei Kämpfen, Bombardierungen und bewaffneten Übergriffen mehr als 200 Menschen ums Leben. Trotz eines Appells der Arabischer Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) ist keine Waffenruhe zum wichtigsten muslimischen Feiertag, dem Eid al-Adha, in Sicht. Das Opferfest wird am Dienstag von Muslimen weltweit gefeiert.

Chronologie der Ereignisse in Syrien
:Wie sich Assad an der Macht hält

Mit Hoffnung auf Reformen begannen nach den Umwälzungen in Tunesien und Ägypten im Jahr 2011 die Proteste in Syrien. Doch der Konflikt zwischen Oppositionellen und Präsident Assad ist zum Bürgerkrieg geworden. Gekämpft wird auch mit Giftgas. Die Vernichtung seiner Chemiewaffen könnte Assad vor einem Militärschlag der USA bewahren. Die Eckpunkte des Konflikts im Überblick.

Die Opposition warf dem Regime von Präsident Baschar al-Assad vor, nahe der Hauptstadt ein neues Massaker verübt zu haben. Syrische Soldaten - unterstützt von Anhängern der libanesischen Hisbollah und irakischen schiitischen Milizionären - hätten rund 130 Männer in der Nähe der Ortschaft Al-Dhijabija bei Damaskus getötet, sagte der Sprecher der Freien Syrischen Armee, Luai al-Mekdad.

Am Freitag hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) syrischen Rebellengruppen vorgeworfen, sie hätten im August mehr als 190 Zivilisten getötet und Hunderte Geiseln genommen. Die Täter gehörten radikal-islamischen Organisationen, die Opfer der alawitischen Minderheit an.

Mitarbeiter der Organisation zum Verbot von Chemiewaffen (OPCW) arbeiten derzeit in dem Land am Abbau der Massenvernichtungswaffen bis Mitte 2014. Nach Schätzungen verfügt das Regime von Präsident Baschar al-Assad über rund 1000 Tonnen C-Waffen. Syrien wird am Montag offiziell 190. Mitglied der OPCW. Im Syrienkonflikt sind seit März 2011 nach UN-Angaben mehr als 100 000 Menschen getötet worden.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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