Brexit:Madam will die Scheidung

Konservative Hardliner haben die Premierministerin in der Hand.

Von Christian Zaschke

In den vergangenen Wochen sind die Hardliner unter den Brexit-Befürwortern ein wenig nervös geworden. Theresa Mays Mantra, dass Brexit nun einmal Brexit heiße, ließ sich unschwer als inhaltsleer identifizieren. Die Europaskeptiker befürchteten, die Premierministerin werde den Austritt auf unbestimmte Zeit verzögern und ihn so verwässern, dass die Briten de facto weiter Teil der Union blieben. Da May aber nur über eine kleine Mehrheit im Parlament verfügt, darf sie die rund 100 Hardliner in ihrer Fraktion auf keinen Fall nachhaltig verärgern.

Mit der Ankündigung, Brüssel bis spätestens Ende März kommenden Jahres offiziell vom Austrittswunsch der Briten zu unterrichten, hat sie für Erleichterung beim rechten Flügel der Partei gesorgt. Sie hat zudem deutlich gemacht, dass es keinen sanften Brexit geben wird, bei dem Großbritannien Mitglied des Binnenmarktes bliebe. Auch wenn May vor dem Referendum die weitere EU-Mitgliedschaft befürwortete, hat sie nun keinen Zweifel daran gelassen, dass sie liefern wird: Großbritannien wird im Frühjahr 2019 nicht mehr Mitglied der EU sein.

Ob die Strategie, einen harten Austritt zu vollziehen, wirklich die richtige für Großbritannien ist, spielt dabei keine Rolle. May hat keine andere Wahl: Wie ihr Vorgänger David Cameron ist sie in der Hand der Europaskeptiker. Und die wollen, dass der Brexit eine richtige Scheidung mit allen Konsequenzen wird.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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