Brasilien:Zahl der Feuer wieder gestiegen

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Am Freitag brach ein Feuer bei Salto de Pirapora in Brasilien aus und vernichtete etwa 100 Hektar einer Eukalyptus-Plantage. (Foto: Cadu Rolim/imago)

Seit Anfang des Jahres wurden mehr als 90 000 Feuer registriert. Trotz Brandrodungsverbot kontrolliert niemand, wer Feuer legt und warum.

Von Sebastian schoepp, München

Die Feuer in Brasilien brennen weiter, obwohl Präsident Jair Bolsonaro Brandrodung für 60 Tage untersagt hatte. Seit Donnerstag hat die brasilianische Weltraumagentur INPE Tausende neue Brandherde entdeckt. Das Rodungsverbot gilt derzeit allerdings nur für die neun Bundesstaaten des Amazonasgebiets. In der Praxis kontrolliert niemand, wer Feuer legt und warum. Seit Anfang des Jahres wurden in Brasilien mehr als 90 000 Feuer registriert - 71 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Mehr als zwei Drittel der Brände gab es in Amazonien - dort sind es laut INPE 91 Prozent mehr als in den ersten acht Monaten 2018. Allerdings gab es nach Angaben der Nasa zwischen 2002 und 2007 noch deutlich mehr Feuer.

Internationale Konzerne wie VF Corporation (North Face), Timberland und Kipling haben den Kauf von Rohstoffen aus Brasilien unterbrochen, Nestlé prüfe einen ähnlichen Schritt, berichtete O Globo. Laut einer Umfrage des Atlas-Institutes und der brasilianischen Ausgabe von El País sind 81 Prozent der Brasilianer dagegen, dass Naturreservate in Amazonien abgeholzt werden. 45 Prozent glauben, dass die Regierung für die Brände verantwortlich sei. 42 Prozent würden sogar verstehen, wenn es Sanktionen gegen Brasilien gebe.

Auch in Bolivien lodert es weiter in der Chiquitanía nahe der Grenzen zu Brasilien. Präsident Evo Morales twitterte, Trockenheit und Wind lösten neue Brände aus. Morales selbst hatte allerdings durch ein Dekret Brandrodung genehmigt. Nun braucht Bolivien Hilfe beim Löschen aus den USA und Russland. Am 6. September soll es eine Konferenz der Amazonas-Anrainer in Kolumbien geben, die klären soll, was getan werden kann, um die Lunge der Erde zu retten. Brasiliens Präsident kann nicht teilnehmen, weil er diese Woche an seiner eigenen Lunge operiert wird. Bolsonaro leidet noch immer unter den Nachwirkungen einer Messerattacke während des Wahlkampfes.

© SZ vom 03.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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