Bei der Nachwahl für einen Unterhaus-Sitz im ländlichen Wahlkreis North Shropshire habe die britischen Konservativen überraschend eine Niederlage hinnehmen müssen. Der Wahlkreis, der seit seiner Schaffung 1983 fest in der Hand der Tories war, ging überraschend an die Liberaldemokratin Helen Morgan.
Die Nachwahl war erforderlich geworden, weil Owen Paterson, der bisherige Vertreter des Wahlkreises und ehemalige Umweltminister (2012-2014), wegen einer Lobbyismus-Affäre zurückgetreten war. Owen hatte den Wahlkreis 24 Jahre lang vertreten. Helen Morgan gewann ihn nun mit einer Mehrheit von knapp 6000 Stimmen gegenüber dem Kandidaten der konservativen Partei, Neil Shastri-Hurst.
Der Sieg Morgans ist eine weitere herbe Schlappe für den britischen Premierminister Boris Johnson und dessen konservative Partei. Die Nachwahl in North Shropshire galt als wichtiger Stimmungstest für die Konservativen.
Johnson steht zur Zeit wegen seiner Corona-Politik und einer Reihe von Skandalen in seiner Regierung massiv unter Druck. Die Abstimmung galt nicht zuletzt als Votum über seine Führungsrolle auch in der eigenen Partei. Dramatisch zugespitzt hatte sich die Lage für Johnson bereits am Dienstag. Im Unterhaus sah er sich mit einer regelrechten Revolte in den eigenen Reihen konfrontiert, als fast 100 Tory-Abgeordnete gegen die von ihm geforderten neuen Regeln zur Eindämmung des Coronavirus stimmten.