Berufsnachwuchs:Neues Schulprojekt für Migranten startet

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Ein Flüchtling aus Somalia arbeitet während eines Praktikums bei einem Industrieunternehmen. (Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archivbild)

Viele Thüringer Firmen suchen Berufsnachwuchs - oft bleiben Lehrstellen aber unbesetzt. Ein neues Schulmodell soll im Freistaat helfen, junge Leute aus dem Ausland für eine Ausbildung zu gewinnen.

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Eisenach (dpa/th)- Sie will junge Leute aus dem Ausland fit für eine Berufsausbildung in Thüringen machen - die German Professional School öffnet am Montag in Eisenach. Zunächst sollen nach Angaben des Wirtschaftsministeriums 74 junge Leute die Kurse belegen. Sie kommen aus der Ukraine, der Türkei, Afghanistan, Syrien, Kuba, Marokko und dem Irak. Das neue Schulmodell, das zunächst bis 2026 getestet werden soll, werde von privaten Trägern auch in Mühlhausen, Gotha und Jena angeboten.

Bis zu 1000 Teilnehmer bis 2026

Durch die Berufsvorbereitung mit Sprachunterricht und Gesellschaftskunde soll im Freistaat lebenden Migrantinnen und Migranten eine Ausbildung ermöglicht werden. Während der Pilotphase bis 2026 wird mit insgesamt etwa 1000 Teilnehmern geplant. Das Land stellt nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in diesem Zeitraum insgesamt 11,5 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung. Die Teilnehmer müssen sich einem Auswahlprozess stellen.

„Die German Professional School ist eine Antwort auf den steigenden Arbeits- und Fachkräftebedarf im Land“, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Unternehmen falle es zunehmend schwerer, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Derzeit seien in Thüringen mehr als 15.000 Stellen unbesetzt. Auf dem Ausbildungsmarkt kämen inzwischen auf 100 Lehrstellen nur noch 60 potenzielle Bewerber. Im vergangenen Ausbildungsjahr seien etwa 1600 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Auch deshalb sei die Thüringer Wirtschaft bei der Fachkräftegewinnung immer stärker auch auf Zuwanderung angewiesen, sagte Tiefensee.

Junge Leute im Ausland anwerben

Nach Angaben von Staatssekretärin Katja Böhler ist der erste Durchgang an der Schule verkürzt und endet bereits im September 2024. Danach werde es zwei weitere, jeweils zwölfmonatige Durchgänge geben. Parallel dazu sollen voraussichtlich ab diesem Jahr gezielt auch Auszubildende im Ausland angesprochen werden.

„Wir müssen es bei wachsender Konkurrenz zu anderen Standorten und Regionen schaffen, junge Menschen dafür zu begeistern, nach Thüringen zu kommen, sich hier zu integrieren und eine Ausbildung zu absolvieren“, so Böhler. Kleine und mittlere Unternehmen verfügten häufig nicht über eigene Personalabteilungen, um selbst in ausreichender Zahl qualifizierte Beschäftigte zu werben.

Die zentrale Service-Stelle der German Professional School ist nach Ministeriumsangaben bei der Landesentwicklungsgesellschaft in Erfurt angesiedelt. Der Lehrplan umfasse neben einem allgemeinbildenden und berufsbezogenen Spracherwerb die Vermittlung grundlegender Kenntnisse über Deutschland und Thüringen, Integrationsmaßnahmen und die Vermittlung zentraler Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung, Meinungs-, Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit. Die Bildungsträger müssten eine kontinuierliche sozialpädagogische Betreuung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die gesamte Vorbereitungsphase sicherstellen.

© dpa-infocom, dpa:240303-99-205755/4

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