Berlin:In der Warteschleife

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Wie der Hauptstadtflughafen BER mal kurz eröffnet erschien.

Von Jens Schneider

Die Ankunft auf dem Rollfeld mag sich angefühlt haben wie eine Reise in die Zukunft. Eine anstrengende Reise freilich, aber nirgendwo steht geschrieben, dass die Zukunft eine leichte Sache wird - schon gar nicht, wenn es um den neuen Berliner Flughafen BER geht. Seit Jahren wird auf dessen Inbetriebnahme gewartet, nachdem im Juni 2012 die feierliche Eröffnung wegen zahlreicher Baumängel abgesagt worden war. Am Dienstagabend konnte es Flugreisenden beinahe vorkommen, als wäre es doch schon so weit. Eigentlich sollten ihre Maschinen in Berlin-Tegel landen. Stattdessen sahen sie, auf dem Boden angekommen, die Lichter des neuen Airports Willy Brandt.

Der sieht von außen schon aus wie ein richtiger Flughafen, ist zwar leer, aber hell erleuchtet. Auf Twitter konnte man verfolgen, wie Passagiere von der Ankunft berichteten. "Tegel geschlossen, auf dem BER gelandet. Ich hab das Zeitreisen erlebt!", schrieb einer. Hashtag: backtothefuture. Ein anderer twitterte: "Hurra! Der BER ist offen!" Es folgte, wie passend, eine lange Wartezeit mit Blick auf das neue Terminal. "Wunderbar. Landen kann man auf dem BER schon mal. Halt leider nur nicht aussteigen."

Doch es war keine vorübergehende Eröffnung. 24 Flugzeuge landeten in einer Ausnahmesituation in Schönefeld, einige parkten am BER. Grund war die Entschärfung einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Haselhorst in der Nähe des Flughafens Tegel. Dort durfte über Stunden kein Flugzeug landen. Viele kreisten zunächst in Warteschleifen über Berlin.

Als die Entschärfung sich in die Länge zog, wurden die Flugzeuge nach Schönefeld umgeleitet, zum alten Flughafen. Dieser zweite Berliner Airport liegt unmittelbar neben dem BER. In Schönefeld-Alt warteten die Maschinen abflugbereit. Fünf Jets flogen später nach Tegel, als der wieder geöffnet war. Für die verbliebenen Passagiere vergingen bis zur Ankunft in Schönefeld-Alt bis zu drei Stunden. Busse und Treppen seien im Dauereinsatz gewesen, sagt ein Flughafensprecher, dadurch sei es zu Verzögerungen gekommen.

Die Wartenden standen auf der Südbahn in Schönefeld, später soll die auch vom BER genutzt werden. Seit Mitte Juli landen Flüge auch hier, weil die Nordbahn in Schönefeld saniert wird. Es ist also schon früher vorgekommen, dass Fluggäste am alten Schönefelder Flughafen von der Landebahn aus einen Blick auf den BER werfen können, nur eben nicht so ausgiebig.

Als wahrhaftig erste BER-Passagiere könnten damit weiter die beiden Pandas Meng Meng und Jiao Qing gelten, die im Sommer aus China nach Berlin in den Zoologischen Garten kamen und am Frachtterminal entladen wurden - immerhin in unmittelbarer Nähe des BER.

Und wann geht es wirklich los? Man weiß es nicht. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup ist derzeit vor allem damit beschäftigt, die Ausbaupläne für den BER zu erklären, bei dem noch vor Inbetriebnahme klar ist, dass dessen Kapazität nicht ausreichen wird. Ein Masterplan ist in Arbeit, die Kapazität soll verdoppelt werden. Und die Eröffnung? Ursprünglich wollte Lütke Daldrup in diesem Sommer einen Termin nennen. Inzwischen verspricht er, dass es den noch im Laufe des Jahres gibt.

© SZ vom 31.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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