Berlin:Im Tresor

Auf einem Speicher lag lange die vergoldete Amtskette des Berliner Bürgermeisters. Nun wurde sie entdeckt. Doch tragen kann Michael Müller sie nicht.

Von Jens Schneider

Es begann damit, dass Michael Müller, Berlins Regierender Bürgermeister, sich wunderte. Ihm fiel auf, dass die Bürgermeister in einigen Bezirken der Hauptstadt, wie etwa Spandau oder Neukölln, zu besonderen Anlässen eine prächtige Amtskette trugen. So etwas hatte ihm sein Vorgänger Klaus Wowereit nicht hinterlassen. Müller ließ recherchieren und bekam die Auskunft, dass zu Zeiten der Teilung zumindest der Ostberliner Bürgermeister wohl eine Amtskette hatte. Die aber sei "irgendwie verschwunden", hieß es in einem Vermerk. Es gebe auf dem Dachboden einen alten Tresor aus Ostzeiten, der aber nicht zu öffnen sei. Vielleicht wäre die Kette da drin?

Nicht zu öffnen? Kann gar nicht sein, habe Müller geantwortet, so heißt es aus dem Rathaus. Der Sozialdemokrat hat nach der Schule bei einem Schlüsseldienst eine kaufmännische Lehre gemacht. "Warum nicht öffnen?" schrieb Müller an den Vermerk. Und so wurde die vergoldete, recht schwere Kette entdeckt, die 1987 der damalige Ostberliner SED-Bürgermeister Erhard Krack für sich anfertigen ließ, inklusive DDR-Staatswappen. Diese Kette wird Müller nicht tragen, sie könnte aber, sagt eine Sprecherin, demnächst im Rathaus in einer Vitrine gezeigt werden.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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