Berlin:Ein Sieg der Nostalgiker

Der Flughafen Tegel soll offen bleiben, fordern viele. Leider ist das Unsinn.

Von Verena Mayer

Wenig ist in Berlin so emotional aufgeladen wie das Thema Flughafen. Entweder man wird wütend beim Gedanken an die Dauerbaustelle BER oder man flüchtet sich in den Humor. Berliner Flughafenwitze sind inzwischen ein eigenes Genre. Und dann gibt es noch die Nostalgiker, die wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Die haben mit ihrem Volksbegehren gerade wieder einen Sieg errungen.

Das Alte zu verklären ist in Berlin nichts Neues. Schon als der innerstädtische Flughafen Tempelhof geschlossen werden sollte, wurde ein Volksbegehren dagegen lanciert, das 2008 in einen Volksentscheid mündete. Auch Tempelhof war ein emotional aufgeladener Ort, seit dort die Rosinenbomber der Alliierten gelandet waren. Heute ist das Flugfeld ein Naherholungsgebiet, das keiner missen möchte.

Der Flughafen Tegel ist erst recht ein Symbol für Berlin, dafür, dass das Altbewährte doch irgendwie funktioniert. Allerdings kommt man mit Emotionen in komplexen Planungsverfahren selten weiter. Und die Lage ist kompliziert. Der Hauptstadtflughafen kann nicht öffnen, wenn Tegel in Betrieb bleibt, so schreibt es das Planfeststellungsverfahren vor. Diesem Plan haben die Parlamente der Länder Berlin und Brandenburg zugestimmt. All dies zu ändern wäre eine Mammutaufgabe und könnte über Jahre die Gerichte beschäftigen. Das Berliner Flughafenchaos - es würde damit erst recht beginnen.

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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