Belgien:IS bekennt sich zu Brüsseler Attacke

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Soldaten erschießen einen Mann, der sie mit einem Messer angreift. Er war zuvor nicht wegen terroristischer Aktivitäten auffällig geworden.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu der Messerattacke auf Soldaten in der Brüsseler Innenstadt bekannt. Der Attentäter sei ein Kämpfer des IS, hieß es in einer am Samstag von dem IS-Propagandakanal Amaq verbreiteten Nachricht. Die Aktion in der belgischen Hauptstadt sei eine Antwort auf Angriffe gegen den IS durch die von den USA geführte Koalition. Ein 30-jähriger Belgier somalischer Abstammung war am Freitagabend mit einem Messer von hinten auf drei im Stadtzentrum patrouillierende Soldaten losgegangen und hatte dabei "Allahu akbar" (Gott ist größer) gerufen. Der Angreifer hatte neben der Stichwaffe auch die Attrappe einer Feuerwaffe sowie zwei Ausgaben des Koran bei sich, teilten die Behörden in Brüssel mit. Der Mann wurde von den Soldaten erschossen.

Die belgische Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen "versuchten terroristischen Mordes" auf. Der 1987 geborene Täter war 2004 nach Belgien eingewandert, sein Asylverfahren dauerte vier Jahre. Seit 2015 besaß er die Staatsangehörigkeit des Königreichs. In der Nacht zum Samstag durchsuchten Ermittler die Wohnung des Angreifers in Brügge. Bislang war er den Behörden nicht wegen terroristischer Aktivitäten bekannt gewesen. Im Februar wurde er erstmals wegen Körperverletzung aktenkundig.

"Sie haben perfekt gehandelt", lobt der Minister sein Militär

Belgien gilt als eines der Zentren islamistischer Extremisten in Europa. Im März 2016 rissen Selbstmordattentäter in der Brüsseler Metro und am Flughafen Zaventem 32 Menschen mit in den Tod. Seitdem gilt noch immer die zweithöchste Terrorwarnstufe im Land; demnach gilt eine Bedrohung als "möglich und wahrscheinlich". Wie auch in Frankreich wacht in Belgien Militär auf öffentlichen Plätzen und in der U-Bahn.

Erst im Juni konnten patrouillierende Soldaten einen Terroranschlag auf den Brüsseler Hauptbahnhof verhindern. Ein mutmaßlicher Attentäter, der nach einer kleineren Explosion offenbar eine größere Bombe zünden wollte, wurde niedergeschossen. Der belgische Ministerpräsident Charles Michel bekundete auch nach der jüngsten Attacke in Brüssel seine umfassende Unterstützung für das Militär. Die Sicherheitskräfte blieben wachsam, schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Belgiens Innenminister Jan Jambon erklärte am Wochenende: "Das Militär tat, was es zu tun hatte. Es ist die Aufgabe der Soldaten und der Polizei, Bürger und Institutionen zu schützen. Sie haben perfekt gehandelt."

Die Tat von Brüssel erinnert an eine ähnliche Attacke im August vor einem Jahr. Damals griff ein Mann in der belgischen Stadt Charleroi zwei Polizistinnen mit einer Machete an. Auch zu dieser Tat hat sich der IS bekannt.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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