Bayern:Grüner Zeitgeist

Der BR gewährt der Partei eine historische Chance.

Von Josef Kelnberger

Herrschen bald baden-württembergische Verhältnisse in Bayern? Ein Grüner darf sich auf der großen Fernsehbühne mit dem Ministerpräsidenten von der CSU duellieren. Er ist kein Kretschmann, heißt aber immerhin Hartmann. Und auch wenn dieser im Land weithin unbekannte Ludwig Hartmann nach der Wahl am 14. Oktober bestimmt nicht Markus Söder als Ministerpräsident ablösen wird, so zeigt seine Berufung ins Studio des BR zumindest: Der Zeitgeist trägt Grün in diesen Wochen.

Die Bundes-Grünen schaffen es derzeit, sich nicht öffentlich zu streiten. Die Partei befriedigt die Sehnsucht nach echter Umweltpolitik, Europa-Bindung, humanem Umgang mit Flüchtlingen. Deshalb der Boom in den bundesweiten Umfragen, deshalb in Bayern die Berufung zum Duell der Spitzenkandidaten anstelle der SPD, die weit zurückliegt. Nun müssen die bayerischen Grünen zeigen, wie ernsthaft sie nach der Macht streben.

Bestimmt werden Söder und Hartmann dem Publikum versichern, ein gemeinsames Bündnis komme nicht infrage. Vielen Grünen graut es davor, an der Seite Söders die politische Unschuld zu verlieren. Dennoch sollten sie zugreifen, falls sich nach der Wahl die Gelegenheit für Schwarz-Grün bietet. Wer ein Land verändern will, darf vor der Macht keine Angst haben.

© SZ vom 18.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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