Die frühere First Lady der Vereinigten Staaten, Barbara Bush, ist tot. Die Frau des ehemaligen Präsidenten George H. W. Bush starb am Dienstag im Alter von 92 Jahren, wie das Büro der Familie mitteilte. Barbara Bush war außerdem die Mutter des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush. Bush Senior hatte von 1989 bis 1993 das höchste Amt der USA inne, sein Sohn von 2001 bis 2009.
George W. Bush würdigte seine Mutter als "fabelhafte First Lady und eine Frau wie keine andere, die Leichtigkeit, Liebe und Alphabetisierung zu Millionen Menschen gebracht hat". Für ihre Familie sei Barbara Bush aber noch mehr gewesen: "Mom hat uns auf Trab gehalten und uns bis zum Ende zum Lachen gebracht. Ich kann mich glücklich schätzen, dass Barbara Bush meine Mutter war."
Barbara Bush war in der Amtszeit ihres Mannes zeitweise beliebter als ihr Gatte. Mit ihrer souveränen, aber zugleich spontanen und herzlichen Art verkörperte sie die menschliche Seite der ersten Bush-Präsidentschaft. Ihr silberweißes Haar, die Perlenkette und ihr warmer, unprätentiöser Umgang brachten ihr schnell die Rolle als "Jedermanns Großmutter" ein.
Bush verzichtete auf den Glamour einer Jacqueline Kennedy
Die Tochter eines millionenschweren Zeitschriftenverlegers aus einer Kleinstadt im Staat New York war gerade 16 Jahre alt, als sie ihrem zukünftigen Mann bei einer Tanzveranstaltung begegnete. Kurz bevor Bush als Pilot in den Zweiten Weltkrieg zog, verlobten sich die beiden. Das Paar heiratete im letzten Kriegsjahr 1945 - Bush war im Jahr zuvor über dem Pazifik abgeschossen worden und heimgekehrt. Ihr Studium am renommierten Smith College im Bundesstaat Massachusetts brach Barbara Bush mit der Heirat ab.
Von da an widmete Barbara Bush ihre ganze Kraft und Zeit der Familie und den politischen Zielen ihres Mannes. Das Paar zog oft um, Bush war Botschafter bei den Vereinten Nationen, Diplomat in China, CIA-Direktor und Vizepräsident unter Ronald Reagan, bevor er 1988 ins höchste Amt der USA gewählt wurde.
Ihre frühzeitig weiß gewordenen Haare färbte Barbara Bush bewusst nicht und verzichtete auf den Glamour einer Jacqueline Kennedy. In kontroversen politischen Debatten hielt sie sich eher zurück. Ihre Rolle als First Lady interpretierte sie traditionell: Bush engagierte sich in sozialen Projekten, etwa im Kampf gegen Obdachlosigkeit und Aids. Sie machte sich außerdem dafür stark, Erwachsenen Lesen und Schreiben beizubringen.
Unvergessen bleiben ihre Treffen mit der "First Lady" der Sowjetunion zum Ende des Kalten Krieges: Ganz anders als ihre Vorgängerin Nancy Reagan gelang es Bush, mit der Frau des sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow warm zu werden. Als Raissa Gorbatschowa sich bei einem Treffen 1990 sogar mit Hund Millie anfreundete, schwärmte Barbara: "Es war ein großartiger Besuch, bei dem wir unsere alte Freundschaft aufgefrischt haben."
Bush hielt auch nach ihrer Zeit im Weißen Haus an einem konservativen Frauenbild fest. 1990 kam es zu einem Disput, weil 150 Studentinnen des Wellesley College bei Boston sie als Festrednerin ablehnten. Bushs abgebrochenes Studium und ihr Dasein als Gefährtin eines erfolgreichen Mannes passten nicht zu einem modernen Frauenbild. Am Ende trat Bush trotzdem auf - und beharrte auf ihrer Position. "Am Ende eures Lebens werdet ihr es nicht bereuen, nicht noch eine weitere Prüfung bestanden zu haben, nicht noch ein weiteres Gerichtsurteil gewonnen zu haben oder nicht noch einen weiteren Deal abgeschlossen zu haben", sagte sie in Richtung ihrer Kritikerinnen. "Ihr werdet die Zeit bereuen, die ihr nicht mit eurem Ehemann, eurem Kind, Freunden oder Eltern verbracht habt."
Wahlhelferin mit Rollator für Sohn Jeb
Bush war Mutter von sechs Kindern, von denen eines im Alter von drei Jahren an Leukämie starb. Neben George W. versuchte auch ihr zweitältester Sohn Jeb, ins Weiße Haus einzuziehen. Er bewarb sich als republikanischer Präsidentschaftskandidat für die Wahl 2016. Barbara Bush unterstützte ihren Sohn bei seinem Vorhaben, obwohl sie zuvor in einem Interview gesagt hatte, es habe genug Bushs im Weißen Haus gegeben - andere Familien müssten auch eine Chance haben.
Während des Vorwahlkampfes Anfang 2016 trat sie trotz ihres hohen Alters in New Hampshire auf. Bei einem Dinner warb sie - mit Perlenkette um den Hals und Jeb-Sticker auf dem Oberteil - um Stimmen für ihren Sohn. Später zeigten Fernsehaufnahmen, wie sie ihren Rollator in dichtem Schneetreiben über einen vereisten Weg schob.
Jeb Bush galt nach Verkündung seiner Kandidatur zunächst als Favorit, die Umfragewerte des Ex-Gouverneurs von Florida sanken dann jedoch rasch. Er wurde zu einer beliebten Zielscheibe von Donald Trump, der ihn in Debatten und Reden gern beleidigte. Barbara Bush machte in einem Interview deutlich, wie wenig sie von dem umstrittenen Quereinsteiger hielt. Sie habe die Nase voll von Trump, erklärte sie. Er sage nicht, wie er Probleme lösen wolle. Er beleidige nur und habe furchtbare Dinge über Frauen gesagt.
Trotz der Differenzen kondolierten auch Donald und Melania Trump der Bush-Familie: Barbara Bush sei eine "Anwältin amerikanischer Familien" gewesen, hieß es aus dem Weißen Haus.
Überraschender Bestseller mit einer Hunde-Geschichte
Neben ihrer Arbeit für verschiedene wohltätige Zwecke hatte Bush eine kurze, aber durchaus erfolgreiche Karriere als Schriftstellerin: 1984 brachte sie ein Kinderbuch über ihre Familie aus der Sicht ihres Hundes Fred heraus. 1990 folgte ein weiteres Buch, in dem sie aus der Perspektive der Hündin Millie über einen Tag im Weißen Haus berichtete. Es wurde zum Bestseller.
Die 92-Jährige war zuletzt krank und hatte eine weitere medizinische Behandlung abgelehnt.