Bangladesch:Gewalt gegen Journalisten

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Die Polizei reagiert mit Härte auf Proteste in der Hauptstadt Dhaka, auch Medienvertreter wurden angegriffen und festgenommen. Seit Tagen demonstrieren vor allem Jugendliche für mehr Sicherheit auf den Straßen.

Bangladeschs Regierung steht wegen gewaltsamer Übergriffe auf Journalisten und Demonstranten in der Kritik: Medienvertreter in der Hauptstadt Dhaka forderten am Dienstag die Festnahme der Verantwortlichen, wie die Zeitung Dhaka Tribune berichtete. Seit Tagen demonstrieren Teenager für mehr Sicherheit auf den Straßen, nachdem ein Bus in eine Gruppe Schüler gerast und mindestens zwei Jugendliche getötet hatte. Die Polizei reagiert mit Tränengas und Schlagstöcken auf die Proteste und greift Medienvertreter tätlich an. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beschuldigte die Regierung, friedliche Demonstranten unrechtmäßig anzugreifen.

Derweil wies das Oberlandesgericht in Dhaka die Behörden an, den bekannten Fotografen Shahidul Alam freizulassen und in ein Krankenhaus zu verlegen. Der 63-Jährige war Sonntagnacht festgenommen und in der Haft schwer misshandelt worden. Alam hatte sich in einem Interview kritisch über die Regierung geäußert. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) forderte die Regierung auf, die Anklage gegen den Fotografen fallen zu lassen.

Alam hatte dem arabischen TV-Sender Al Jazeera gesagt, die Regierung habe sich mit ihren Repressionen verschätzt. Parallel zur gewalttätigen Reaktion auf die Protesten der Jugendlichen, die oft nicht älter sind als 13, blockierten die Behörden Internet- und Telefondienste. Am Wochenende mischten sich außerdem Schlägertrupps unter die Protestierenden und griffen Demonstranten, Medienvertreter und Passanten an.

Die Nationale Pressevereinigung kritisierte das Vorgehen der Behörden scharf. "Wir verurteilen die Angriffe auf Journalisten und appellieren an die Regierung, solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern", forderte ihre Vorsitzende, Farida Yasmin. Laut Human Rights Watch wurden mindestens 20 Journalisten verprügelt, die über den Protest berichteten.

Die Straßen der 18-Millionen-Metropole Dhaka sind notorisch unsicher, mit Tausenden unregistrierten Fahrzeugen und Fahrern ohne Führerschein. Der Massenprotest der Teenager geht jedoch über die Verkehrssicherheit hinaus und bedroht die Herrschaft von Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina, die sich Ende des Jahres wieder zur Wahl stellt. Ihr Vorstoß, bestimmte Plätze an den Universitäten für Familien sogenannter Freiheitskämpfer zu reservieren, stößt gerade bei Jugendlichen auf heftigen Widerstand. Kritiker sehen darin eine Maßnahme, Kindern loyaler Parteimitglieder einen begehrten Studienplatz zuzuschachern.

© SZ vom 09.08.2018 / EPD - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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