Baden-Württemberg:Nötige Einsicht

Die Wahlverlierer von der CDU haben die Pflicht, mit den Grünen zu verhandeln - auch als Juniorpartner.

Von Josef Kelnberger

Gut eine Woche nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg beginnt auch die CDU, das für sie niederschmetternde Ergebnis zu akzeptieren. Kein Christdemokrat hat nach dem Wählerwillen Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten, sondern weiterhin der Grüne Kretschmann. Und weil sich die FDP einer Ampel mit Grün-Rot verweigert, hat die CDU als langjährige Regierungs- und immer noch Volkspartei die Pflicht, mit den Grünen ernsthaft über eine Zusammenarbeit zu verhandeln. Aber sie tut sich nach wie vor schwer.

Zwei "Sondierungsgespräche" soll es nun geben, noch keine förmlichen Koalitionsverhandlungen. Zuvor will sich die CDU neuerlich beraten. Das zeigt, wie groß der Widerstand gegen die Juniorrolle neben den Grünen ist. Ein tiefer Graben zieht sich durch die Partei, vertreten durch die beiden Führungsfiguren. Der Landesvorsitzende Strobl sieht Grün-Schwarz als Chance zur Modernisierung der Partei, der Fraktionsvorsitzende Wolf steht für die Hardliner, die an der Geschichte der CDU als Staatspartei hängen.

Der Machtkampf ist noch lange nicht ausgestanden, Grün-Schwarz noch längst nicht in trockenen Tüchern. Allein am Streit um die Zukunft der Gemeinschaftsschulen könnten die Gespräche scheitern. Die Folge wären wohl Neuwahlen. Sie wären ein Konjunkturprogramm für die AfD - und ein Fiasko für das ganze politische System in Deutschland.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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