Baden-Württemberg:Neue Regierung, alter Slogan

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"Wir können alles. Außer Hochdeutsch.": Mit diesem Slogan wirbt Baden-Württemberg sehr mehr als zehn Jahren - worüber Grüne und Rote stets geschimpft hatten. Jetzt selbst im Amt, übernehmen sie den Spruch. Ist der Wind des grün-roten Wandels nur ein Lüftchen?

Roman Deininger

Seit nunmehr fast vier Monaten streicht der Wind des grün-roten Wandels über Baden-Württemberg, eher wie ein Lüftchen als wie ein Orkan. Nun ist zu besichtigen, dass er auch die mediale Außendarstellung des Landes nicht über den Haufen blasen wird. Das mag zunächst mal nicht verwundern, schmückt sich doch Baden-Württemberg seit 1999 mit dem wohl geläufigsten Slogan seiner Art: "Wir können alles. Außer Hochdeutsch." Andererseits hatten Grüne und Rote seit 1999 die Protokollführer im Landtag immer wieder gut ausgelastet mit ihren Wehklagen über eben jene Werbekampagne, die sie im Allgemeinen für überflüssig und im Besonderen für schamlose Partei-Reklame der CDU-geführten Regierung hielten. Natürlich habe man jetzt darüber nachgedacht, sich von dem Slogan zu verabschieden, heißt es aus dem Umfeld des grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Letztlich fügte man sich in die Einsicht, dass man, wie es die zuständige grüne Staatsministerin Silke Krebs formuliert, "ein sehr, sehr gutes Rad nicht neu erfinden muss". Die Grünen, sagte Krebs bei der Präsentation der überarbeiteten Kampagne am Freitag, hätten früher schließlich "viele Dinge abgelehnt, mit denen wir uns inzwischen angefreundet haben", sogar die Einführung von Computern in ihren Büros. Alle kritischen Fragen, die Journalisten in einem Stuttgarter Kellerkino gehabt haben könnten, waren so auf einen Schlag beantwortet. Der wohlhabende Südwesten wirbt also auch unter Grün-Rot mit einem Spruch für sich, der - selbstironisch und trotzdem wenig bescheiden - vor allem die eigene Wirtschaftskraft rühmt. Allerdings hat die Kampagne, die von der Kölner Agentur "Zum Goldenen Hirschen" renoviert wurde, einen ganz neuen, mit viel gutem Willen sogar grün-roten Akzent: Mit einer Informationsseite im Internet (www.bw-jetzt.de), recht witzigen Zeitungsanzeigen mit wechselnden Details-Slogans ("Ein High Potential ist man bei uns ab 80 cm") und einem nicht ganz so witzigen Fernsehspot sollen junge Fachkräfte samt Anhang vom Sinn eines Umzugs ins Familienparadies BaWü überzeugt werden. Anderen Ländern die Bürger abspenstig zu machen, erklärte Ministerin Krebs, gehe für die Grünen schon in Ordnung: "Wir sind ja auch nicht ganz naiv."

"Wir können alles. Außer Hochdeutsch": Die baden-württembergische Staatsministerin Silke Krebs (Grüne) präsentiert die überarbeitete Imagekampagne des Landes. (Foto: dpa)
© SZ vom 10.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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