Baden-Württemberg:CDU-Politiker wollen Spitzenkandidat Wolf loswerden 

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Verbrannt? CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf nach der Wahlniederlage in Stuttgart. (Foto: dpa)

Machtkampf in Baden-Württembergs CDU: Wahlverlierer Wolf will ausdrücklich als "Verhandlungsführer" in die Koalitionsgespräche mit den Grünen. Aus der Partei heißt es, er sei "verbrannt".

Von Josef Kelnberger, Stuttgart

In der CDU Baden-Württembergs ist eine Woche nach den Landtagswahlen ein offener Streit um die Führung ausgebrochen. Im Mittelpunkt steht Guido Wolf, der gescheiterte Spitzenkandidat.

Erstmals forderte am Wochenende ein ganzer Kreisverband, Wolf solle persönliche Konsequenzen aus der Niederlage vom 13. März ziehen. Wolf sei "verbrannt", sagte der Vorsitzende des Kreisverbands Neckar-Odenwald, Ehrenfried Scheuermann, den Stuttgarter Nachrichten. Auch die Junge Union Nordbaden erklärte, ein Neuanfang sei nur ohne Wolf denkbar. Vergangene Woche hatten sich zwei ehemalige Minister der CDU ähnlich geäußert.

Wolf bleibt unbeirrt

Die CDU, die jahrzehntelang den Ministerpräsidenten stellte, war nur auf 27 Prozent der Stimmen gekommen, ein historisches Tief, und damit auf Rang zwei hinter den Grünen zurückgefallen, die seit 2011 mit der SPD regieren. Dennoch vertrat Wolf am Wahlabend den Anspruch, eine Regierung mit FDP und SPD zu schmieden und Winfried Kretschmann als Ministerpräsidenten abzulösen. Zwei Tage später ließ sich Wolf als Fraktionsvorsitzender wiederwählen.

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Der CSU-Chef sagt: "Man muss neidlos anerkennen, dass Ministerpräsident Kretschmann sein Handwerk versteht."

Die Gespräche mit der SPD sind mittlerweile gescheitert, doch Wolf ließ sich nicht beirren. Er sei legitimiert, die CDU in den Koalitionsgesprächen mit den Grünen als "Verhandlungsführer" zu vertreten, ließ er am Samstag verbreiten. Damit fachte er den Unmut in der Partei zusätzlich an.

Machtkampf in der CDU

"Niemand hat Guido Wolf zum Verhandlungsführer ernannt", sagte Christian Bäumler, Landeschef der CDU-Sozialausschüsse, der Deutschen Presse-Agentur. Chef der achtköpfigen Sondierungskommission sei Thomas Strobl, der Landesvorsitzende. Die CDU will am Dienstag entscheiden, ob sie eine Koalition mit den Grünen anstrebt. Strobl, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU ist, gilt als Befürworter, Wolf als Bremser.

Der Machtkampf in der CDU beschränkt sich nicht mehr nur auf die Person Wolf. Die Frauen-Union forderte am Wochenende "eine wirkliche Erneuerung" der Partei. So solle im Falle einer Regierungsbeteiligung der CDU das höchste zu vergebende Amt einer Frau anvertraut werden. Die neue CDU-Fraktion ist mehr denn je von Männern dominiert, während die Fraktion der Grünen fast zur Hälfte von Frauen besetzt ist.

CSU-Chef Horst Seehofer überraschte die CDU am Wochenende mit einem Lob für Kretschmann. Man müsse "neidlos anerkennen", dass der Grüne sein Handwerk verstehe, sagte er der Bild am Sonntag. Bei den Grünen gibt es wegen der Krise in der CDU Bedenken, ob eine Koalition fünf Jahre hält. Andere Mehrheitsbildungen sind nicht in Sicht. FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke brachte jedoch eine Minderheitsregierung ins Gespräch. Der Pforzheimer Zeitung sagte er, mit Kretschmann habe er vereinbart, dass Neuwahlen unter allen Umständen zu verhindern seien. Dabei würde die AfD durch die Decke schießen. "Sollten die grün-schwarzen Verhandlungen scheitern, bin ich bereit, eine grün-rote Minderheitsregierung zu tolerieren", so Rülke.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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