Aufstand in Syrien:Golfstaaten und Türkei wenden sich von Assad ab

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Der Druck auf Machthaber Assad wächst. Selbst Staaten, die bislang noch auf eine Verhandlungslösung in Syrien hofften, zeigen nun deutlich ihre Ablehnung der Brutalität, mit der das Regime in Damaskus gegen Oppositionelle vorgeht: Die Golfstaaten schließen ihre Botschaften in Damaskus und Ankara ruft die türkischen Staatsbürger auf, Syrien zu verlassen.

Die arabischen Golfstaaten haben ihre Botschaften in Damaskus aus Protest gegen die brutale Unterdrückung der Regimegegner geschlossen. Der Generalsekretär des Golfkooperationsrates (GCC), Abdellatif al-Sajani, erklärte: "Die sechs Mitgliedstaaten des Rates haben entschieden, ihre Botschaften in der syrischen Hauptstadt Damaskus zu schließen, weil sie die Tötung des wehrlosen syrischen Volkes durch das Regime ablehnen."

Dieser Schritt sei auch eine Antwort auf das Beharren des Regimes, den Konflikt militärisch lösen zu wollen. Katar, Saudi-Arabien, Oman, Katar, Kuwait und Bahrain hatten ihre Botschafter bereits im Februar aus Syrien abberufen. In den vergangenen Tagen zogen sie dann weiteres Personal aus ihren Vertretungen in Damaskus ab.

Auch das Nachbarland Türkei setzt offenbar immer weniger auf eine Verhandlungslösung mit Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Ankara rief alle türkischen Staatsbürger auf, Syrien zu verlassen. "Türkischen Bürgern in Syrien wird dringend geraten, in die Heimat zurückzukehren", teilte das Außenministerium mit. Die türkische Botschaft in Damaskus werde vom 22. März an die konsularische Betreuung ihrer Staatsbürger einstellen.

Die Türkei schließt wegen der Eskalation der Gewalt in Syrien zudem die Einrichtung einer Pufferzone im syrischen Grenzgebiet nicht mehr aus. Sein Land prüfe die Bedingungen dafür und für die Einrichtung von Schutzzonen, zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara. Als weitere Möglichkeit nannte Erdogan den Abzug des türkischen Botschafters aus Damaskus.

Der Syrien-Sondergesandte Kofi Annan rief den UN-Sicherheitsrat zur Geschlossenheit bei den Bemühungen um ein Ende der Gewalt in Syrien auf. Während einer nichtöffentlichen Videokonferenz der 15 Ratsmitglieder habe Annan an das Gremium appelliert, seine Blockade zu beenden, sagten UN-Diplomaten der Nachrichtenagentur Reuters. Für eine Aushandlung eines Waffenstillstands brauche er eine breite Unterstützung des Sicherheitsrates. Russland und China hatten zwei Vorstöße für UN-Resolutionen gegen Syrien durch ihr Veto verhindert.

Heftige Kämpfe bei Damaskus

Russland steht nach wie vor treu zu Präsident Baschar al-Assad. Moskau lehnt weiterhin eine Militärintervention in Syrien und Forderungen nach einem Rücktritt von Assad ab. "Das Referendum hat gezeigt, dass die Regierung in Damaskus die Unterstützung des syrischen Volkes hat", sagte der stellvertretende Außenminister Michail Bogdanow nach Angaben der Agentur Itar-Tass in Moskau.

Das Außenministerium in Syrien erklärte, die Regierung werde mit dem neuen UN-Sondergesandten Annan zusammenarbeiten, aber zugleich weiter gegen die Proteste vorgehen.

In Syrien ist es nach Angaben von Aktivisten erneut zu Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Aufständischen gekommen. Schwerpunkt der Zusammenstöße waren offenbar Außenbezirke von Damaskus. Das in London ansässige Syrische Observatorium für Menschenrechte und die Örtlichen Koordinationskomitees berichteten von Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Deserteuren im Umkreis der syrischen Hauptstadt, unter anderem aus den Vororten Katana, Dumair und Tal.

Begonnen hatten die Kämpfe demnach bereits am Donnerstag, in Tal hielten sie aber bis zum frühen Freitagmorgen an. Es seien die schwersten Zusammenstöße in der Region, seit die Truppen Assads Gebiete rund um die Hauptstadt in einer groß angelegten Militäraktion von Aufständischen zurückerobert hätten, hieß es.

Auch in anderen Städten des Landes haben Zehntausende Menschen Aktivisten zufolge nach den Freitagsgebeten gegen das Regime von Präsident Assad demonstriert. Ein ins Internet gestelltes Amateur-Video zeigt offenbar, wie sich in der nördlichen Stadt Rakka Hunderte Menschen zu einer Kundgebung versammelten und sich dann unter heftigem Beschuss in Sicherheit brachten. Im weiteren Verlauf des Videos ist zu sehen, wie Demonstranten mindestens zwei Verletzte forttragen. Zu größeren Protesten kam es Aktivisten zufolge auch in der Stadt Aleppo und in der Region um Homs und Hama.

Außerdem soll es zu Zusammenstößen zwischen den abtrünnigen Einheiten, die sich unter dem Namen Freie Syrische Armee zusammengeschlossen haben, und Regierungstruppen in der Provinz Deir el-Sur an der Grenze zum Irak im Osten des Landes gekommen sein. Dabei sei ein Mensch ums Leben gekommen.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/Reuters/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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