Attentate mit Autobomben:Fast 50 Tote bei Anschlagsserie in irakischen Städten

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Bei der Detonation von Autobomben in mehreren Städten im Irak sind zahlreiche Menschen getötet worden. Der schwerste Anschlag ereignete sich in der schiitischen Pilgerstadt Kerbela. Auch in Bagdad, Kirkuk, Hilla und Latifija gab es Explosionen.

Bei einer Serie von verheerenden Autobombenanschlägen und Explosionen sind am Dienstag im Irak mindestens 49 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 250 Menschen wurden durch die Attacken in insgesamt 18 Städten verletzt, wie die Behörden mitteilten. Ziel der Anschläge wenige Tage vor einem Treffen der Arabischen Liga in Bagdad waren Sicherheitskräfte und Schiiten, wie die Behörden mitteilten.

Der schwerste Anschlag ereignete sich in der schiitischen Pilgerstadt Kerbela, etwa 80 Kilometer südlich von Bagdad. Dort wurden bei Explosionen zweier Autobomben in einem belebten Einkaufsviertel mindestens 13 Menschen getötet und etwa 50 verletzt, sagte ein Mitglied des Provinzrates, Hussein Schadhan al Abudi.

Er machte die Terrorgruppe al-Qaida für die Anschläge verantwortlich. Ziel der Attentäter sei es, kurz vor dem Treffen der Arabischen Liga in der kommenden Woche das Vertrauen der Menschen in die Regierung zu erschüttern.

Auch in den südlich gelegenen Städten Latifijah und Hilla wurden Anschläge verübt. In Mahmuddija südlich der Hauptstadt explodierte eine Bombe am Straßenrand in einem Geschäftsviertel. Im nördlichen Kirkuk explodierte eine Autobombe vor dem Polizeihauptquartier. Unterschiedlichen Angaben zufolge starben zwischen sieben und zwölf Menschen. In Bakuba und Falludscha konnte die Polizei Bomben entschärfen.

In der Hauptstadt Bagdad entkam der Vorsitzende des Provinzrates nur knapp der Explosion einer Sprengfalle. Drei Menschen wurden getötet. Auch in der westlich gelegenen Provinz Anbar kam es zu drei weiteren Angriffen auf Polizisten und Regierungsvertreter.

Experten sagten, hinter den Anschlägen stecke vermutlich eine große, gut organisierte Gruppe. Ein Bekennerschreiben lag nicht vor. "Es ist wahrscheinlich ein Versuch, den Behörden zu zeigen, dass ihre Sicherheitsmaßnahmen nicht ausreichend sind", sagte der Irak-Spezialist John Drake von der AKE Group.

Der UN-Sondergesandte für den Irak, der Deutsche Martin Kobler, verurteilte die Taten und rief die Bevölkerung auf, sich geschlossen den Versuchen entgegenzustellen, das Land zu schwächen. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte, die Anschläge zielten darauf ab, die Fortschritte des Landes hin zu einer "sichereren Zukunft" zu untergraben. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilte die Anschläge. "Terrorakte und Gewalt drohen, den innerirakischen Versöhnungsprozess zunehmend in Frage zu stellen", erklärte Westerwelle.

In der kommenden Woche trifft sich die Arabische Liga erstmals seit mehr als 20 Jahren im Irak. Mit dem Gipfel kehrt der Irak als Gastgeber auf die Politikbühne in der Region zurück. Nach dem Abzug der US-Truppen gibt es Zweifel daran, dass die Regierung in Bagdad in der Lage ist, für die notwendige Sicherheit während des Zusammenkommens zu sorgen.

Obwohl die Gewalt seit der Hochphase der religiösen Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und Sunniten 2006 und 2007 nachgelassen hat, kommt es regelmäßig zu Anschlägen.

© Süddeutsche.de/AFP/dapd/dpa/Reuters/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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