Angola:Ein Land will  an seine Öl-Milliarden

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Isabel dos Santos, Tochter des Ex-Präsidenten, gilt als reichste Frau Afrikas. Jetzt wurde ihr Vermögen eingefroren.

Angeblich die reichste Frau Afrikas: Das Vermögen von Isabel dos Santos wird auf 2,2 Milliarden Dollar geschätzt. (Foto: Mikhail Metzel/imago)

Ein Gericht in Angola hat die Vermögenswerte von Isabel dos Santos, der Tochter des früheren Präsidenten José Eduardo dos Santos, wegen Korruptionsvorwürfen eingefroren. Die 46-Jährige gilt als reichste Frau Afrikas, die Zeitschrift Forbes taxiert ihr Vermögen auf 2,2 Milliarden Dollar. Von dem Justizentscheid, der im Staatsfernsehen übertragen wurde, seien auch dos Santos' Ehemann Sindika Dokolo und ein Geschäftspartner des Paares betroffen, berichtete die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa unter Berufung auf eine Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft des Landes im südlichen Afrika.

Der Schritt folgt auf eine einstweilige Verfügung der Regierung in Luanda, die etwa eine Milliarde Euro von der Investorin und ihren Mitarbeitern zurückfordern will. Hintergrund sind Korruptions-Ermittlungen in Verbindung unter anderem mit der nationalen Ölfirma Sonangol, als deren Direktorin dos Santos im Sommer 2016 von ihrem Vater eingesetzt worden war. Der Schritt war weithin als Fall von offensichtlicher Vetternwirtschaft kritisiert worden. Bei den Untersuchungen geht es um dubiose Geldtransfers.

Isabel dos Santos lebt im Ausland, da sie sich in Angola bedroht fühlt

Isabel dos Santos gab sich gelassen und sprach auf Twitter von "Ruhe und Vertrauen". "Wir werden weiterhin jeden Tag in jedem Geschäft unser Bestes geben und für das kämpfen, woran ich für Angola glaube. Der Weg ist lang, die Wahrheit wird sich durchsetzen", schrieb sie.

Nach 38 Jahren an der Macht war José Eduardo dos Santos im September 2017 zurückgetreten. Schon zwei Monate später wurde seine Tochter durch den neuen Präsidenten, João Lourenço, als Sonangol-Chefin entlassen. Sie lebt seither im Ausland, weil sie, wie sie sagt, in Angola bedroht werde. Lourenço hatte im Wahlkampf versprochen, entschlossen gegen Korruption vorzugehen. Auch gegen Dos Santos' Bruder José Filomeno läuft in Angola ein Gerichtsverfahren wegen Korruptionsvorwürfen. Recherchen der Süddeutschen Zeitung und anderer internationaler Medien in Dokumenten aus den "Paradise Papers" hatten bereits im November 2017 gezeigt, wie der Präsidentensohn über Jahre hinweg Geld aus dem staatlichen Ölfonds, den er verwaltete, an Firmen eines befreundeten angolanisch-schweizerischen Geschäftsmanns fließen ließ.

Die ehemalige portugiesische Kolonie Angola ist einer der größten Erdölproduzenten Afrikas. Dennoch gilt das Land als eines der ärmsten der Welt. Kritikern zufolge haben jahrzehntelange Misswirtschaft und Nepotismus die ungleiche Verteilung des Wohlstands verschärft.

© SZ vom 02.01.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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