Wahl in Algerien:Präsident Bouteflika gibt auf

Präsident Abdelaziz Bouteflika war schon lange gesundheitlich angeschlagen. (Foto: dpa)
  • Nach den größten Protesten seit Jahrzehnten fügt sich der bisherige algerische Präsident Bouteflika.
  • Das Präsidialamt teilte mit, er werde, anders als zunächst beabsichtigt, nicht bei der Präsidentenwahl antreten.
  • Bouteflika regiert seit 20 Jahren. Nach einem Schlaganfall 2013 ist er gesundheitlich angeschlagen und trat zuletzt kaum noch öffentlich auf.

Der algerische Präsident Abdelaziz Bouteflika tritt nach wochenlangen Protesten nicht für eine fünfte Wahlperiode an. Die ursprünglich für den 18. April geplante Präsidentenwahl werde zudem verschoben, teilte das Präsidialamt am Montagabend mit.

Erst kürzlich war der gesundheitlich angeschlagene Staatschef in das Land zurückgekehrt, nachdem er sich in Genf einer Operation unterzogen hatte. Seit einem Schlaganfall im Jahr 2013 ist Bouteflika auf einen Rollstuhl angewiesen. Der 82-Jährige tut sich schwer mit dem Sprechen und ist so gebrechlich, dass er öffentlich kaum noch auftritt. Seine Kandidatur für eine fünfte Amtszeit bei der Präsidentenwahl hatte sein Wahlkampfleiter eingereicht.

700 000 bis 800 000 Teilnehmer bei Demonstrationen

Die neuerliche Kandidatur hatte heftige Proteste in Algerien ausgelöst. Am Freitag gab es in zahlreichen Orten den dritten wöchentlichen Protest infolge, es waren die größten Proteste seit Jahrzehnten. Die Teilnehmer bei den Demonstrationen in der Woche zuvor hatten Diplomaten bereits auf 700 000 bis 800 000 Teilnehmer geschätzt - allein in der Hauptstadt Algier. Nun waren zentrale Plätze und Straßen noch voller.

Bouteflika hatte zuvor in Staatsmedien einen Brief verbreiten lassen, in dem er vor Instabilität warnte. Sein Wahlkampfleiter bot an, der Präsident werde im Falle einer Wiederwahl nach einem Jahr abtreten - Zeit für die herrschende Clique aus Militär, Geheimdiensten, Parteifunktionären der Nationalen Befreiungsfront (FLN) und reichen Geschäftsleuten, einen ihnen genehmen Nachfolger zu suchen für Boutef, wie der Volksmund den 82-Jährigen nennt. Damit aber gaben sich die Demonstranten nicht zufrieden - was nun offenbar auch Bouteflika eingesehen hat.

© SZ.de/dpa/AFP/pkr/bepe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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