Aleppo:Syrisches Regime stoppt Evakuierung

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Syriens Regierung hat die Evakuierung der Rebellengebiete im Osten Aleppos nur einen Tag nach Beginn ausgesetzt.

Unter gegenseitigen Schuldzuweisungen der Konfliktparteien ist die Evakuierung des Ostteils von Aleppo am Freitag von der syrischen Regierung ausgesetzt worden. Zur Begründung erklärte sie, Rebellen hätten einen Konvoi mit Menschen beschossen, die aus dem Gebiet herausgebracht werden sollten. Ein Sprecher der Rebellengruppe Nur al-Din al-Zinki sagte dagegen, regierungstreue Kräfte hätten den Konvoi beschossen und 25 Privatwagen beschlagnahmt, die den Menschen gehörten, die Aleppo verließen. Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, "regimetreue Terrorgruppen" hätten das Feuer auf den Konvoi eröffnet.

Nach Angaben des britischen Senders BBC konnten seit Donnerstag etwa 6000 Menschen die ehemalige Rebellenhochburg Ost-Aleppo verlassen. Die UN schätzen, dass aber noch immer etwa 50 000 Menschen in den Ruinen ausharren. Russland als Verbündeter Syriens erklärte dagegen, alle Frauen und Kinder aus den von Rebellen kontrollierten Vierteln hätten Ost-Aleppo verlassen. "Zurück bleiben Gruppen radikaler und unversöhnlicher Militanter, die auf syrische Truppen feuern", hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Moskau. Das Militär rücke in diesen Vierteln vor.

Die Evakuierung Ost-Aleppos war am Donnerstag unter einer von Russland und der Türkei vermittelten Waffenruhe angelaufen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und der Syrisch-Arabische Rote Halbmond leiteten den Transfer der Menschen. Laut WHO sind die Krankenhäuser im Westen Aleppos überfüllt mit Verletzten aus dem Ostteil der Stadt, wo wegen der großen Zerstörungen ein immenser humanitärer Notstand herrscht.

Die Lage in Aleppo löste weltweit Empörung aus. US-Präsident Barack Obama sagte am Freitag, das Blut der Syrer klebe an den Händen des Assad-Regimes, Irans und Russlands. Zugleich räumte er ein, dass die Syrien-Politik seiner Amtszeit nicht erfolgreich gewesen sei. "Ich muss damit (mit dieser Erkenntnis) jeden Abend ins Bett gehen." Der scheidende UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sagte auf seiner letzten Pressekonferenz: "Aleppo ist inzwischen ein Synonym für Hölle." Auf Antrag Frankreichs sollte noch am Freitag der UN-Sicherheitsrat in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.

© SZ vom 17.12.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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