Wenn in der nächsten Woche nicht die Lichter ausgehen, wenn Züge weiterhin fahren und Produktionsstraßen weiterlaufen, dann heißt das noch gar nichts. Von 17 deutschen Kernkraftwerken stehen 13 still, und keiner kriegt es mit - klingt nach einem problemlosen Atomausstieg.
Nur: Kein Problem der deutschen Energiepolitik ist damit gelöst. Ohne Ersatz, ohne neue Leitungen, ohne Speicher wird sich der Atomausstieg nicht bewerkstelligen lassen. Und mehr noch: allein mit derlei erst gar nicht.
Seit jeher konzentriert sich die Debatte hierzulande fast ausschließlich auf die Stromerzeugung. Ein Kraftwerk fehlt? Dann muss eben ein neues her. Es ist diesmal nicht anders. Auf den Reißbrettern dieser Bundesregierung entstehen derzeit riesige Windparks im Meer, gigantische Leitungen für den vielen Windstrom, neue Kraftwerke nahe den Ballungszentren, bei denen nur noch umstritten ist, ob sie nun Gas oder Kohle verfeuern. Ob dieses Land den ganzen Strom langfristig überhaupt braucht, danach fragt wieder einmal kein Mensch.
Es ist die vergessene Reserve im deutschen Strommix: Jene alten Heizpumpen, die viel mehr verbrauchen als neuere Modelle; Uralt-Motoren in der Industrie, deren Austausch manches Kraftwerk überflüssig machen würde; verschwenderische Haushaltsgeräte aus dem vorigen Jahrhundert.
Es kostet noch nicht einmal Lebensqualität, auf Strom zu verzichten, stattdessen spart es meist sogar Geld. Doch die Debatte hier ist fixiert auf die Frage, wie wenig Atomkraftwerke wohl wann verkraftbar sind, wie schnell sich der Ersatz heranzüchten lässt und wie viel das alles kostet. Dabei ist der billigste Strom noch immer der, auf den alle verzichten können.