Aktuelles Lexikon:Übersterblichkeit

Statistiken zeigen, wie grausam das Coronavirus wütet.

Von Hanno Charisius

Statistiker verfolgen über viele Jahre, wie viele Menschen pro Woche oder pro Monat in einer Region sterben und kommen so zu einem Durchschnittswert. Der schwankt mit dem Jahreslauf. Im Februar und März etwa sterben in Deutschland meist mehr Menschen als im Jahresmittel. Influenzaviren sorgen in dieser Zeit für einen höhere Sterblichkeit. Fällt in einem Monat plötzlich die Sterblichkeit auffällig höher aus als in Vergleichsmonaten früherer Jahre, sprechen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von einer Übersterblichkeit und fahnden nach der Ursache. Krankheitsausbrüche bieten eine Erklärung. In den letzten Jahren wurde auch Luftverschmutzung als Ursache für erhöhte Sterblichkeit diskutiert. Überdurchschnittliche Sterbezahlen sind ein wichtiger Indikator für Forschung und Überwachungsbehörden. Angesichts der Corona-Pandemie gab es anfangs viele Zweifler, die glauben machen wollten, es würden durch das Virus nicht mehr Menschen sterben als in durchschnittlichen Jahren. Das wurde mittlerweile durch die Statistik für viele Länder grausam widerlegt. In der Region um das italienische Bergamo sind zu Beginn des Ausbruchs 568 Prozent mehr Menschen gestorben als dort normalerweise zu dieser Jahreszeit sterben. Der Corona-Effekt fällt in Deutschland bislang kleiner aus.

© SZ vom 07.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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