Aktuelles Lexikon:Túpac Katari

Ein indigener Rebellenführer inspiriert die Proteste in Bolivien.

Von Christoph Gurk

Am Ende könnte Túpac Katari recht behalten haben. Er selbst sterbe zwar, soll der indigene Rebellenführer einst gesagt haben, doch er werde millionenfach zurückkehren. Kurz darauf war er tot, gefoltert und gevierteilt, weil Katari und sein Heer aus Bauern es gewagt hatten, sich gegen die Spanier aufzulehnen. 1781 hatten die Aufständischen für mehr als 100 Tage La Paz belagert. Sie wollten die Spanier vertreiben. Nur mit der Hilfe von Truppen aus anderen Teilen des Kolonialreichs konnten sich die Bewohner der Stadt retten, die Spanier blieben, Katari starb. Mehr als 200 Jahre sind seitdem vergangen, doch das Andenken an ihn lebt. So kämpfen in Bolivien gerade die Anhänger von Ex-Präsident Evo Morales gegen die selbsternannte Übergangsregierung. Dabei wenden sie die gleiche Strategie an, die auch schon die Indigenen im 18. Jahrhundert benutzt hatten: La Paz soll ausgehungert werden. Die Zufahrtsstraßen sind blockiert, Essen und Treibstoff werden knapp. Den "Ring von Túpac Katari" nennen die Regierungsgegner diese Taktik, sie hatten schon 2003 und 2005 Erfolg mit ihr. Damals musste jeweils der Präsident zurücktreten. Das ist auch diesmal das Ziel, dazu aber auch die Rückkehr von Evo Morales, so wünschen es sich seine Anhänger, von denen es zumindest Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen gibt.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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