Aktuelles Lexikon:Telemark-Landung

Wer mit Skiern fliegt, muss auch richtig aufsetzen.

Von Jan Bielicki

Sie fliegen 120, 130, ja sogar 138 Meter, wenn sie am Neujahrstag von der Großen Olympiaschanze in Partenkirchen abspringen. Dann müssen die Skispringer, von der Schwerkraft genötigt, wieder Kontakt zum beschneiten Hang aufnehmen. Aber nicht irgendwie. "Optimal" sollen die Beine gebeugt sein zur Bewältigung des Lande-stoßes, schreibt die Wettkampfordnung des Internationalen Skiverbandes vor. Einer der parallel und eng geführten Ski solle vor dem anderen stehen, zwischen der Ferse des Vorderschuhs und der Spitze des Hinterschuhs im Idealfall eine Schuhlänge Abstand sein. Erfunden haben diese sogenannte Telemark-Landung - wie auch das Skispringen überhaupt - Norweger. Skipioniere wie Sondre Norheim und die Brüder Torjus und Mikkjel Hemmestveit stammten aus der südnorwegischen Gebirgsregion Telemark und brachten Ende des 19. Jahrhunderts ihren Stil des Skifahrens und Skispringens in die Hauptstadt Christiania, die heute Oslo heißt. Ist der Telemark-Ausfallschritt im alpinen Skisport heute nur noch nostalgische Schwungtechnik, bleibt er beim Skispringen Maß aller Haltungsnoten. Alles andere wird mit Punktabzügen bestraft und als "Kacherllandung" verspottet - weil es dann so aussieht, als würde sich der Springer aufs Kacherl setzen, österreichisch für: Nachttopf.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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